Spannungsfelder in der Berufsbildung international und in der Schweiz

Der fünfte Trendbericht des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB untersucht aktuelle Entwicklungen in der Berufsbildung in der Schweiz und in Europa. Die Entwicklungen in der Schweiz unterscheiden sich klar von denjenigen in anderen europäischen Ländern. Die Schweiz ist gegenwärtig das Land mit den meisten Sekundarstufe-II-Lernenden in der dualen Berufsbildung. Welche Vorteile bringt dieser Sonderweg und welche Herausforderungen?

Zwei junge Erwachsene stehen vor einem Wegweiser. Er ist beschriftet mit "Berufsbildung" und "Allgemeinbildung"
Bildmontage EHB

Die Schweiz nimmt mit ihrem weiterhin starken dualen Berufsbildungssystem im europäischen Vergleich eine Sonderposition ein. In vielen europäischen Ländern haben sich die Bildungssysteme anders entwickelt als in der Schweiz. In Ländern mit (vormals) starken Berufsbildungssystemen wird der allgemeinbildende Weg auf Kosten der Berufsbildung wichtiger. In Ländern mit einem hohen Anteil Lernender in allgemeinbildenden Mittelschulen wächst dagegen die Berufsbildung. Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung stehen jedoch alle europäischen Berufsbildungssysteme vor ähnlichen Herausforderungen. Um ihre Kernfunktion erfüllen zu können, müssen sie sich an den permanenten technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel anpassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Jugendliche die Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, die für ihre Teilnahme an der Gesellschaft und am Erwerbsleben nötig sind.

Inhalt und wichtigste Erkenntnisse 

Der fünfte Trendbericht «Spannungsfelder in der Berufsbildung international und in der Schweiz Entwicklungen, Herausforderungen und Potenziale» des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB besteht aus fünf Kapiteln:

Kapitel 1: Die Berufsbildung in der Schweiz im europäischen Vergleich
Das erste Kapitel zeigt, dass nur noch die Schweiz und Norwegen einen hohen Berufsbildungsanteil mit einem hohen Anteil Berufslernenden in der dualen Berufsbildung verbinden.

Kapitel 2: Die Berufsbildung in der Schweiz und in Deutschland im Vergleich
Deutschland hat im Gegensatz zur Schweiz die vollschulische Berufsbildung und das Gymnasium ausgebaut und verzeichnet einen Trend zur Allgemeinbildung. Die deutsche Tertiärstufe hat sich durch die Zunahme der dualen Studiengänge pluralisiert, während die Schweiz eine klare Trennung zwischen Berufs- und akademischer Bildung beibehalten hat.

Kapitel 3: Kantonale Unterschiede des Schweizer Berufsbildungssystems 
Der Stellenwert und die Ausgestaltung der Berufsbildung unterscheiden sich selbst innerhalb der Schweiz deutlich. Ausschlaggebend für die kantonalen Unterschiede sind Stellung und Rollenverständnis von kantonaler Politik und Verwaltung, kantonalen Berufsverbänden und Berufsfachschulen sowie unterschiedliche sozialpolitische Zielsetzungen.

Kapitel 4: Pluralisierung und Schulorientierung innerhalb der dualen beruflichen Grundbildung
Die Untersuchung der Unterschiede zwischen den beruflichen Grundbildungen bezüglich des Verhältnisses von Allgemein- und Berufsbildung beziehungsweise praktischer und schulischer Ausbildungsanteile zeigt, dass Berufe mit einem verhältnismässig hohen Schulanteil in den letzten 20 Jahren tendenziell schullastiger wurden und von einem zunehmenden Anteil Lernender absolviert werden.

Kapitel 5: Schlussfolgerungen: Herausforderungen und Potenziale
Das letzte Kapitel fasst die gewonnen Erkenntnisse zusammen und diskutiert die Herausforderungen für die weitere Entwicklung der schweizerischen Berufsbildung.

Die Trendberichte des OBS EHB bereiten aktuelle Themen der Berufsbildung für ein Publikum aus der Praxis, Forschung und Politik auf. Die Berichte werden meist im Rahmen einer nationalen Tagung vorgestellt.