Projekt

Aushandlung beruflicher Identitäten: Lernende Detailhandelsfachleute, Automatiker/innen und Maurer/innen

Die Berufsbildung geniesst in der Schweizer Gesellschaft zwar ein hohes Ansehen, doch die Zahl der Lehrabbrüche und/oder der Lernenden, die sich für einen anderen Ausbildungsweg entscheiden, weist darauf hin, dass der Übergang in die Arbeitswelt nicht immer problemlos verläuft. Umso wichtiger ist es zu verstehen, wie Lernende ihre Ausbildung erleben und wie sie sich zu Berufsleuten entwickeln.

Groupe d'adolescents qui discutent
Fotolia

Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, die berufliche Sozialisation der Lernenden im Laufe der Ausbildung aus einer soziologischen Perspektive zu untersuchen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie sich  ihre beruflichen Identitäten angesichts der Erwartungen und Ausbildungsbedingungen im Lehrbetrieb und der Berufsfachschule entwickeln. Hinter dem Forschungsvorhaben steht die Absicht, berufliche Identitätsbildung komparativ zu untersuchen. Für die Forschungsarbeit wurden drei Berufe ausgewählt, die sich punkto Tätigkeit, Ansehen und Arbeitsbedingungen unterscheiden: Detailhandelsfachfrau/-mann, Automatiker/in und Maurer/in. Die Forschenden analysieren und vergleichen, wie die Lernenden ihre Ausbildungen erleben, einen Sinn in ihren Lehrberufen erfahren und so schliesslich zu Berufsleuten werden. Insbesondere wird untersucht, wie die Lernenden als aktive Akteure in diesem Prozess Identitätsstrategien entwickeln, um den verschiedenen Spannungsfeldern, die sie in der Ausbildung antreffen, zu begegnen.

Das Projekt konzentriert sich auf folgende Aspekte:

  • Welche beruflichen Identitäten entwickeln die Lernenden im Laufe ihrer Ausbildung?

  • Wie beeinflussen die Erwartungen und Ausbildungsbedingungen im Lehrbetrieb und in der Berufsfachschule die beruflichen Identitäten der Lernenden?

  • Wie handeln die Lernenden angesichts der Anforderungen in ihrem Beruf und der Arbeitswelt ihre beruflichen Identitäten aus? Welche Identitätsstrategien entwickeln sie, um Unterschiede oder Diskrepanzen zwischen ihren beruflichen Identitäten und den Sichtweisen anderer Akteure zu begegnen?

Ziel der Studie ist es, nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Übergang Schule-Arbeitswelt und zur Entwicklung der beruflichen Identität zu liefern, sondern zugleich Erkenntnisse zu gewinnen, die schliesslich in die Ausbildungspraxis in der Berufsbildung einfliessen sollen.

Methode

Die Untersuchung wird in sieben Berufsfachschulen der Deutschschweiz und der Romandie durchgeführt. Drei Berufsfachschulen (Kantone Waadt, Neuenburg und Bern) haben im Rahmen eines Vorprojekts mit Lernenden im Detailhandel bereits an der Studie teilgenommen und die erhobenen Daten werden in diese Studie einfliessen [https://www.ehb.swiss/project/berufliche-identifikation]

Die Studie mit lernenden Maurern und Automatikerinnen wird an vier Berufsfachschulen in der Deutsch- und der Westschweiz durchgeführt. Das Forschungsprojekt verfolgt einen qualitativen Ansatz mit verschiedenen Methoden (Beobachtungen an Berufsfachschulen, Gruppendiskussionen mit Lernenden, Leitfadeninterviews mit Lernenden und Berufsbildungsexpertinnen).

Publikationen
Transfer in die Praxis
Präsentationen