Projekt

Anrechnungspraxis von Bildungsleistungen an höheren Fachschulen

Die rechtlichen Grundlagen zur Anrechnung von Bildungsleistungen sind in der Schweiz vorhanden, die Anrechnungspraxis ist insbesondere auf der Tertiärstufe jedoch wenig transparent. Diese Studie untersuchte, wie die Anrechnung von Bildungsleistungen an höheren Fachschulen formal geregelt ist und in der Praxis konkret umgesetzt und begründet wird. Daraus wurden Empfehlungen für die Förderung der Anrechnung von Bildungsleistung abgeleitet.

Endlose Treppe der Zukunft
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Im Zuge des raschen technologischen und wirtschaftlichen Wandels ist lebenslanges Lernen von zunehmender Bedeutung. Einerseits für die Arbeitnehmenden als eine Notwendigkeit, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Andererseits besteht in gewissen Branchen, insbesondere auf Tertiärstufe, ein erheblicher Fachkräftemangel, wodurch eine Höherqualifizierung von Personen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II angezeigt ist. Da Lernprozesse grösstenteils ausserhalb des formalen Bildungssystem stattfinden, ist es wichtig, auch nichtformal (z.B. Weiterbildungen) und informell (z.B. Berufserfahrung) erworbene Kompetenzen anzuerkennen und gegebenenfalls zu zertifizieren.

In der Schweiz existieren die notwendigen gesetzlichen Grundlagen dafür bereits (BBG, Art. 9, Abs. 2), jedoch ist die Anrechenbarkeit von Bildungsleistungen noch nicht im gesamten Bildungssystem etabliert. In der höheren Berufsbildung haben die einzelnen höheren Fachschulen (HF) grossen Handlungsspielraum, was dazu beiträgt, dass die Anrechnungspraxis von Bildungsleistungen wenig transparent ist. So war bisher kaum erforscht, welche Bildungsleistungen wie angerechnet werden und aus welchen Gründen HF Bildungsleistungen anrechnen. Diese Forschungslücken wurden im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojekts adressiert.

Ziele des Projektes

Die Studie ging der zentralen Frage nach, wie gesetzliche Vorgaben und Reglemente zur Anrechnung von Bildungsleistungen von HF in der Schweiz interpretiert und umgesetzt werden. Diese Anrechnungspraxis wurde auf der Basis des aktuellen Forschungsstands zu lebenslangem Lernen, zur Anrechnung von Bildungsleistungen sowie zu HF in der Schweiz empirisch untersucht. Konkret wurden die folgenden Fragen beantwortet:

  1. Was ist in Bezug auf die Anrechnung von Bildungsleistungen an HF formal geregelt?
  2. Wie wird die Anrechnung von Bildungsleistungen an HF innerhalb der festgelegten Handlungsstrukturen konkret umgesetzt?
  3. Wie wird die Anrechnungspraxis von Bildungsleistungen von HF begründet?
  4. Welche Unterschiede bestehen zwischen den HF  nach Fachbereichen und Sprachregionen, und wie lassen sie sich interpretieren?
Methode

In der Studie wurde ein Mixed Methods-Design angewendet, das eine Dokumentenanalyse, Interviewstudie, Fragebogenuntersuchung und Workshops beinhaltete. Workshops mit ausgewählten Weiterbildungsanbietern und Verantwortlichen an HF dienten dem Wissenstransfer und der Entwicklung von Empfehlungen zur Förderung der Anrechnung von Bildungsleistungen für Weiterbildungsanbieter und HF Verantwortliche.

Im ersten Teil wurden die Rahmenlehrpläne und Studienreglemente HF auf die Regelungen bezüglich der Voraussetzungen für die Zulassung und den Anrechnungskriterien von Bildungsleitungen hin analysiert. Anhand der Ergebnisse der Dokumentenanalyse wurden die Interviews strukturiert und Leitfäden für den qualitativen Studienteil vorbereitet.

Im zweiten Teil wurden qualitative Interviews mit Leiter/-innen HF geführt, um schulinterne Abläufe und Anrechnungspraktiken und damit einhergehende Begründungen zu identifizieren.

Um die Ergebnisse aus der Interviewstudie im Rahmen einer Vollerhebung zu quantifizieren, wurde im dritten Teil  ein standardisierter Fragebogen zur Erfassung der Anrechnungspraktiken an HF und den damit einhergehenden Begründungen konstruiert und eine schweizweite Erhebung durchgeführt.

Im vierten Teil der Studie wurden die Ergebnisse mit ausgewählten Weiterbildungsanbietern und Verantwortlichen von BG und NDS HF diskutiert und daraus Empfehlungen abgeleitet.

Praktischer Nutzen

Die Studie leistet einen Beitrag zur Steuerung und Weiterentwicklung der Anrechnungspraxis an HF. Die Ergebnisse liefern auch Weiterbildungsanbietern wichtige Hinweise, wie sie ihr Angebot schärfen und besser auf formale Abschlüsse ausrichten können.

Publikationen
Transfer in die Praxis
Präsentationen