Schritt 1: Bestimmung des Evaluationsgegenstandes

Im ersten Schritt des Evaluationsprozesses wird der Evaluationsgegenstand bestimmt. Dafür ist zuerst eine kurze schriftliche Beschreibung des zu evaluierenden Gegenstandes zu erstellen, die auch für Aussenstehende nachvollziehbar ist. Relevante Dimensionen für diese Beschreibung sind z. B. die Bezeichnung des Evaluationsgegenstandes, Verantwortliche, Mitarbeitende, Ziele, fachwissenschaftliche Bezüge, Inhalte bzw. Themen, Elemente, Methoden, Umfang, zur Verfügung stehende Ressourcen, Kennzahlen, bisherige Entwicklungen etc.

Baum im Apfel

Bei der Bestimmung des Evaluationsgegenstandes kommt der Identifikation seiner Ziele besondere Bedeutung zu, da deren Erreichung in einer Evaluation oft überprüft werden soll. Ein Mittel der Zielidentifikation ist beispielsweise das dreigegliederte Zielsystem: Ein Leitziel gibt die Grundausrichtung an und ist längerfristig gültig. Ein Mittlerziel konkretisiert das Leitziel, in dem es Teilbereiche näher beschreibt. Ein Detailziel beschriebt präzise den Zielzustand, der durch die Intervention erreicht werden soll. Es ist konkret, überprüfbar, zeitlich festgelegt und realistisch. 

Bei komplexen Evaluationsgegenständen können textlich-visuelle Darstellungen in Form eines «Logischen Modells» hilfreich sein, welche die zentralen Elemente des Evaluationsgegenstandes sowie ihre Verbindungen untereinander darstellen. Dabei werden in der Regel mindestens die Ausgangssituation, die Interventionen und die Ziele/Resultate festgehalten. Beim «Programmbaum*» als besonders anschauliches Logisches Modell wird zusätzlich differenziert zwischen den Bedingungen (z. B. Kontext, Ressourcen), dem Plan (das Konzept mit den Zielen), der Umsetzung (die konkreten Aktivitäten) und den erwarteten und unerwarteten Resultaten des Evaluationsgegenstandes.

Evaluationsgegenstände sind in der Regel konkrete Projekte, können aber auch Pakete von Massnahmen, Programme und auch gesamte Organisationen sein.

* Quelle: Univation - Institut für Evaluation 2016; adaptierte Fassung

In der illustrierenden Bildergeschichte möchte ein Bauer mehr über einen Apfel einer bestimmten Sorte erfahren und hat deswegen eine Evaluation in Auftrag gegeben. Auf den ersten Blick ist dies ein einfacher Evaluationsgegenstand. Doch bei genauerer Betrachtung ist es gar nicht mehr so einfach: Dieser Apfel symbolisiert nämlich ganz viele Äpfel, wie sie sich in einem Korb, auf einer Palette, in einer Wagenladung befinden. Dieser Apfel ist auf einem Baum gewachsen, der wiederum auf einem Grundstück, vielleicht einer Apfelwiese oder einem grossen Obstgarten steht. Er wächst also in einer bestimmten Umwelt (Kontext), die bestimmte Merkmale aufweist (zum Beispiel bezüglich der Biodiversität). Der Apfelanbau findet in einer bestimmten organisatorischen Struktur statt, dies kann ein kleinbäuerlicher Betrieb sein oder eine grosse, international tätige Aktiengesellschaft (Struktur).

Für den Anbau werden Ressourcen benötigt, zum Beispiel Wasser zur Bewässerung, Pflanzenschutzmittel, menschliche Arbeitskraft (Input). Es braucht Samen oder Ableger, aus denen der Baum wächst. Durch Anpflanzen, Pflege und Beschneiden (Aktivitäten/Interventionen) kommt es zu hoffentlich befriedigenden, die Inputs rechtfertigenden Erträgen in Form einer Apfelernte (Outputs). Die Verarbeitung oder der direkte Verzehr der Äpfel befriedigt Grundbedürfnisse des Menschen, ihr Anblick erfreut sie, womöglich trägt der Apfel zu deren Gesundheit bei (Outcomes). Es können aber auch unvorhergesehene Nebenfolgen auftreten, zum Beispiel ein negativer Einfluss auf die Biodiversität oder allergische Reaktionen.