Corona coacht uns zu lernen

1. April 2021 – 4,5 Milliarden Menschen flogen 2019 um die Erde, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerungszahl. Im Corona-Jahr waren es noch 1,8 Milliarden. Es ist, als ob sich das Virus angesichts der bisher unerreichten Dichte und Mobilität der Bewohner*innen unseres Planeten an die vor fünfzig Jahren vorgestellte Studie «Grenzen des Wachstums» erinnert hätte. Stellen wir also besser unser Wachstum ein, um zu überleben?

Dr. Barbara Fontanellaz
EHB/Ben Zurbriggen

Das war auch vor einem halben Jahrhundert nicht der Weisheit letzter Schluss. Neben quantitativem Wachstum steht uns qualitatives Wachstum offen, vor allem durch Differenzierung – und Erfindung. Vor den zunehmend unvermeidlichen wirtschaftlichen und sozialen Folgen, die auf die Welt und auf die Schweiz zukommen, wird es entscheidend sein, uns nicht allein an Mengen und kurzfristigen Geldwerten zu orientieren, sondern neue Qualitäten zu entwickeln und den unmittelbaren Austausch wieder zu stärken.

In der Berufsbildung stellen wir fest, dass das – erste – Corona-Jahr das Thema der digitalen Transformation gefördert hat. Viel mehr noch hat sich jedoch das Thema des Upskilling bestätigt, der Höher- und Weiterqualifikation in allen Formen. Auch in der Entwicklung der beruflichen Grundbildung ist dieser Trend unverkennbar, zum Beispiel in der tiefgreifenden neuen KV-Reform. Qualifizierung und Qualität sind die Schlüssel, nicht nur um die aktuelle Situation zu meistern, sondern um neue, belastbare Formen des Wachstums zu erschliessen, die unseren Lebensraum zugleich entlasten und erweitern, ökologisch und sozial. Lernen begründet die Anpassungsfähigkeit unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft. Der Lernprozess selbst entwickelt sich als zunehmend offener, vernetzter sozialer Akt. Unsere Studienergebnisse und unsere Erfahrungen im Programm trans:formation zeigen, dass die Skills im Umgang mit Tools vorhanden sind. Jetzt geht es um die Auseinandersetzung mit der Frage, welche pädagogischen Konzepte sich als sinnvoll erweisen.

 

Dr. Barbara Fontanellaz
Direktorin EHB