Projekt

Dual-T – Phase II: Projekt 6 – Kollaboratives Schreiben zum Erlernen von Arbeitsabläufen

Im Laufe der beruflichen Grundbildung erlernen die Lernenden zahlreiche berufliche Abläufe. Diese müssen sie beherrschen, um eine Aufgabe korrekt ausführen zu können. Deshalb sollten Fachpersonen nicht nur die Abfolge der auszuführenden Schritte, also das «Wie», sondern auch das «Warum» (Broudy 1977, Bonner und Walker 1994) hinter diesen Abläufen kennen. Unsere Annahme lautet, dass Lernende durch individuelles oder gemeinsames Schreiben berufliche Abläufe auf einem hohen Niveau beherrschen lernen, weil sie dadurch in einen vertiefenden kognitiven Verarbeitungsprozess eingebunden werden.

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Ebenfalls Gegenstand des Projekts sind die so genannten E-Portfolios, in denen die Lernenden all ihre digitalen Dokumente zu den beruflichen Erfahrungen zusammenfassen. Dabei kann es sich sowohl um gemeinsam erarbeitete und allen zugängliche als auch um individuell erarbeitete Dokumente handeln, die wiederum allen zur Verfügung gestellt oder nur persönlich genutzt werden.

Spezifisch befasst sich das Projekt mit folgenden Forschungsfragen:

  • Fördern kollaborative Schreibaktivitäten den Erwerb von Praxiswissen und begünstigen sie insbesondere ein vertieftes Verständnis dessen, was hinter den Abläufen steckt («Warum»)? Anhand dieser Forschungsfrage werden die Prozesse, die beim Schreiben zum Tragen kommen, und die Rolle von Fehleranalysen untersucht.
  • Unter welchen Voraussetzungen begünstigen kollaborative Schreibaktivitäten vertieftes Lernen? Unter «Voraussetzungen» sind in diesem Zusammenhang die Gestaltung der Lernaktivitäten und dementsprechend das Design der Funktionen der Computerunterstützung zu verstehen. Insbesondere werden die Rolle des Scaffolding, der Art der Zusammenarbeit (d. h. gemeinsames Schreiben vs. Peer-Kommentare) sowie der Computerunterstützung untersucht.
  • Können E-Portfolios die berufliche Entwicklung und Identitätsbildung sowie die Lernmotivation der Lernenden fördern? Insbesondere wird hier untersucht, ob E-Portfolios die Lernenden dazu anregen, ihre beruflichen Fähigkeiten und ihre berufliche Entwicklung zu reflektieren. Im Rahmen dieses Projekts wird überdies die praktische Frage untersucht, unter welchen Bedingungen E-Portfolios wirksam in die Berufsbildung integriert werden können und wie sie den Lernenden helfen können, ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz und die Kompetenzen, die gemäss Lehrplan erworben werden müssen, miteinander zu verknüpfen.
Methode

Das Projekt erstreckte sich auf lernende Kauffrauen und Kaufmänner. Neben gezielten Interventionen in ausgewählten Berufsfachschulen, die gemeinsam mit Lehrpersonen und Berufsbildnerinnen und -bildnern erarbeitet wurden, wurden regelmässige Befragungen durchgeführt. Die Umfrageteilnehmerinnen und ‑teilnehmer beantworteten eine Reihe von Fragen zu ihren Erfahrungen mit den neuen Lernaktivitäten.

Zuerst wurde die Qualität der schriftlichen Arbeiten analysiert, insbesondere die Beschreibung des behandelten Arbeitsablaufs. Dabei wurde untersucht, ob die Lernenden mit Schreibaktivitäten bessere Leistungen erzielten als mit nicht-schriftlichen Lernaktivitäten.

Weiter wurde die Bedeutung der Fehleranalyse als Unterrichtsmethode untersucht. Dafür wurde eine fehlerbasierte Analyse einer Analyse der korrekten Elemente eines erarbeiteten Beispielablaufs gegenübergestellt (Van Merriënboer 1997; Renk 2002; Mwangi und Sweller 1998). Die Schreibaktivität wurde als durchgehendes Element beibehalten.

Ausserdem wurde eine langfristige kollaborative und reflektive Schreibaktivität über ein ganzes Schuljahr durchgeführt, die verschiedene, in der Online-Lernumgebung ELGG entwickelte Settings umfasste. ELGG wurde speziell für die Erarbeitung von Portfolios in Form von Blogs und Wikis entwickelt.

Schliesslich wurde eine neue eLLD-Plattform (elektronische Lern- und Leistungsdokumentation) erarbeitet, in welche die in der ersten Projektphase gesammelten Erfahrungen einflossen. Die eLLD ist als Plattform organisiert, auf der Lernende ihre beruflichen Erfahrungen am Arbeitsplatz erfassen und diese reflektieren können.

Mithilfe von Fragebögen wurde regelmässig untersucht, wie die Lernenden die Bedienerfreundlichkeit und den Nutzen der Technologie einschätzten. Ebenfalls erfasst wurde die Zufriedenheit der Lernenden mit den Unterrichtsaktivitäten. Zudem wurden Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung der beruflichen Identität und einer reflektierenden Haltung (z. B. Kember et al. 2000) gestellt.

Auszeichnungen
Motta, E., Boldrini, E., & Cattaneo, A. (2013). Procedural learning in VET through written identification of errors. Das Paper wurde am 3. Berufsbildungskongress 2013 (Vocational Education and Trainig Research: Supporting Teachers, Practitioners and Policy Makers) in Zollikofen (CH) präsentiert. Best Paper Award 2013, 1. Platz.

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