Projekt

Profilanalyse hochtalentierter Lernender

Bislang sind die Eigenschaften talentierter Lernender in der Berufsbildung wenig erforscht. Wie kann Talent in verschiedenen Berufen definiert werden? Welche individuellen und situationsbedingten Faktoren beeinflussen Erfolg an der Berufsfachschule und im Lehrbetrieb? Und welche Rolle spielen Soft Skills – in Verbindung mit einem hohen kognitiven Potenzial sowie unabhängig davon – für den beruflichen Erfolg? So lauten einige der Fragen, die im Rahmen dieses Projekts beantwortet werden sollen.

Auszubildender mit Metallwerkstück in der Gewerbeschule
Adobe Stock/tunedin

Vor einigen Jahren zeigten Studien, dass Top Performer am Ende der Berufsfachschule diejenigen sind, die unabhängig von ihrer kognitiven Begabung besonders motiviert, weniger gestresst und emotional resilienter sind (Stamm, Niederhauser, & Kost, 2010). Das aktuelle Forschungsprojekt zielt darauf ab, ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, welche Rolle Talent und Begabung in der Berufsbildung zukommt, um talentierte Lernende durch zielgerichtete Initiativen zu unterstützen. Auf diese Weise soll die Lehrvertragsauflösungsquote gesenkt und die Anzahl qualifizierter Berufsleute mit abgeschlossener Berufsausbildung erhöht werden.

Das Projekt beruht auf zwei Grundannahmen:

  1. In der Berufsbildung können Talent oder hohes Potenzial (HP) nicht mit durch gängige IQ-Tests messbarem intellektuellem Potenzial gleichgesetzt werden, da praktische und emotionale Fähigkeiten miteingeschlossen werden müssen. Überdies sind in einem bestimmten Berufsfeld erforderliche kognitive Fähigkeiten Kontext-spezifisch und nicht allgemeiner Natur (wie z. B. die räumliche Drehung für einen Maurer).
  2. Neben kognitiven Fähigkeiten entscheiden weitere Fähigkeiten über den beruflichen Erfolg. So zeigt die Literatur, dass Soft Skills für Erfolg in der Schule und am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle spielen. Im Rahmen dieses Projekts werden kognitive und nicht-kognitive Fähigkeiten gemessen und verglichen, um festzustellen, ob und inwieweit sie die berufliche Performance beeinflussen. Darüber hinaus werden andere Faktoren wie Motivation, Lerngeschwindigkeit, Selbstwertgefühl, sozioökonomischer Status, Persönlichkeit und Engagement an der Schule/im Lehrbetrieb untersucht.
Methode

Primär quantitative Forschung wie multivariate Statistik und strukturierte Befragungen. Um Informationen zu den Eigenschaften der Lernenden und ihrer Schule/ihrem Arbeitsplatz zu erfassen, werden Umfragen durchgeführt. Zur Quantifizierung herausragender Leistungen werden zudem Schulnoten und Feedback von betrieblichen Berufsbildenden eingeholt.

Da es sich hierbei lediglich um eine erste Untersuchung handelt und hoffentlich ein grösser angelegtes Projekt zu verschiedenen Berufsgruppen folgen wird, beschränkt sich diese Untersuchung zu Lernenden mit Talent/hohem Potenzial auf die ICT, einem wichtigen Wirtschaftssektor der Schweiz und gleichzeitig einer unter Lernenden äusserst gefragten Branche.

Publikationen