Projekt

STILLLearning - Innovative Bildungslösungen für betriebliches Lernen in «disruptiven» Branchen

Das Projekt STILLLearning analysierte den Bedarf an Schlüsselkompetenzen in Branchen, die stark von der Digitalisierung betroffen sind, untersuchte Faktoren, die für das Lernen und die Weiterbildung am Arbeitsplatz förderlich sind und erstellte anhand von Workshops über Lern-Ökosysteme eine frei zugängliche Ideensammlung für innovative Lernformen am Arbeitsplatz, die in öffentlichen Online-Kursen mit Hypervideos vermittelt werden sollen.

Visualisierungstechnologie für Big Data Analytics mit Wissenschaftlern, die die Informationsstruktur auf dem Bildschirm mit maschinellem Lernen analysieren, um strategische Vorhersagen für Unternehmen, Finanzen und das Internet der Dinge zu treffen
Adobe Stock/NicoElNino

Das Projekt, das Teil der Europäischen Kompetenzagenda ist, analysierte und dokumentierte die Nachfrage nach Schlüsselkompetenzen, zu denen sowohl allgemeine als auch spezifische Kompetenzen in stark von der Digitalisierung betroffenen Branchen gehören («disruptive» Branchen). Das Projekt STILLLearning konzentrierte sich auf die Verbesserung der Kompetenzen von Personalverantwortlichen, Arbeitsplatz-Tutorinnen und -Tutoren, Berufsbildnern und Berufsbildnerinnen, Fachschullehrpersonen sowie von weiteren Bildungsfachleuten, um das betriebliche Lernen zu fördern.

Das Projekt STILLLearning untersuchte, welche Faktoren das Lernen und die Kompetenzverbesserung am Arbeitsplatz behindern und begünstigen, und analysierte die aktuelle Lernpraxis in den verschiedenen Branchen. Innerhalb des Projekts wurden auch die wichtigsten Kompetenzen ermittelt, die in disruptiven Branchen benötigt werden. Das Projekt STILLLearning umfasste Workshops im Rahmen eines Lern-Ökosystems für Arbeitgebende, Arbeitnehmende und Erwachsenenbildner aus verschiedenen Sektoren und Ländern und regte die Lern-Ökosysteme dazu an, zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu befruchten und gemeinsam eine «Ideenbank» für innovatives Lernen und Weiterbildungslösungen am Arbeitsplatz aufzubauen. Diese Ideensammlung innovativer Weiterbildungspraktiken am Arbeitsplatz wurde in einem offenen digitalen Format (Open Educational Resources – OERauf der Website des Projekts präsentiert. Sie lieferte neuartige und einfach umsetzbare Lösungen dafür, wie Lernen am Arbeitsplatz stattfinden kann. Anhand der Ideenbank und weiterer Analysen wurde für die Kompetenzvermittlerinnen und -vermittler, Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sowie Erwachsenenbildnerinnen -bildner in den einzelnen Sektoren ein offener Online-Kurs (collaborative Massive Open Online Course – cMOOC) mit Hypervideos (HV) entwickelt. Der HVcMOOC ist ein modulares, kompetenzbasiertes und pädagogisch ausgerichtetes Programm für die Planung, Umsetzung und Auswertung innovativer Lern- und Weiterbildungslösungen am Arbeitsplatz in disruptiven Branchen.

Die verbesserten Kompetenzen von Kompetenzvermittlerinnen und -vermittler, Personalverantwortlichen, Arbeitsplatz-Tutorinnen und -Tutoren, Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern, Fachschullehrpersonen und weiteren Bildungsfachleuten beschleunigen den Kompetenzerwerb durch die Angestellten von Unternehmen in disruptiven Branchen. Ausserdem stärken sie ihre berufliche Identität, ihr Wohlbefinden und ihre Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt. Durch die Kompetenzentwicklung wurden allgemein die Humanressourcen von Branchen gestärkt, und ihre Innovativität und Widerstandsfähigkeit gegen äussere Veränderungen verbesserten sich. Insgesamt folgte das Projekt einem ganzheitlichen Ansatz bei der Kompetenzentwicklung von Ausbildnerinnen und Ausbildnern und anderen Fachleuten, die für das Lernen am Arbeitsplatz in disruptiven Branchen verantwortlich sind.

Methode

Wir analysierten die Kompetenzanforderungen und das Lernen am Arbeitsplatz in disruptiven Branchen durch verschiedene Delphi-Workshops mit Arbeitgebenden, durch Interviews mit Angestellten und Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildnern sowie durch einen Fragebogen für Angestellte. Mit den analysierten Daten führten wir Workshops mit verschiedenen Personengruppen durch, um eine Ideenbank mit innovativen Lern- und Weiterbildungslösungen aufzubauen. Anschliessend wurde daraus ein Online-Kurs (MOOC) mit Hypervideos entwickelt und am Schluss ausgewertet.

 

Ergebnisse

Die Forschungspartner untersuchten die Auswirkungen disruptiver Veränderungen auf informelles Lernen aus der Sicht von Arbeitgebenden, Angestellten und Erwachsenenbildnern. Dazu wurden 55 Unternehmensvertreter (Durchschnittsalter 43,2 Jahre; SD = 11) aus drei europäischen Ländern (Finnland, Schweiz und Italien) und fünf Branchen (Bioökonomie, Tourismus, Textil- und Baubranche) befragt. Die Befragungen wurden anschliessend durch Fragebögen von Angestellten aus denselben Betrieben trianguliert (N = 141; Durchschnittsalter 40,2 Jahre, SD = 17,8). Anhand der Daten wurden detaillierte Informationen zu individuellen Strategien des informellen Lernens am Arbeitsplatz und beim organisierten informellen Lernen eingesetzten digitalen Technologien erfasst. Die Befragten gaben an, dass die Möglichkeit, mit Kolleginnen und Kollegen zu interagieren und selbständig zu sein, die Hauptquelle für alltägliche informelle Lernprozesse sei. Angestellte aus denselben Betrieben nannten Modelllernen, indirektes Feedback und die Umsetzung eigener Ideen als häufigste individuelle Strategien des informellen Lernens am Arbeitsplatz. Beim organisierten informellen Lernen handelt es sich zumeist um Wissenstransfer, d. h. mit passiver kognitiver Beteiligung der Angestellten. Digitale Technologien wurden beim organisierten informellen Lernen in unzureichendem Masse eingesetzt, um Reflexion, konstruktive Prozesse und den kollaborativen Wissensaufbau zu fördern. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Teilnehmenden der Auffassung waren, dass vertieftes Lernen nur im persönlichen Austausch im Rahmen organisierter informeller Schulungen oder durch alltägliches informelles Lernen stattfinden könne.

Praxisorientierte Ergebnisse

Folgendes wurde von den Forschungspartnern entwickelt:

  1. Die «Idea Bank» – ein offenes Online-Tool für das Erlernen aktueller transversaler Fähigkeiten am Arbeitsplatz, die laut Forschungsergebnissen des Projekts StiLLLearning für Angestellte und Arbeitgebende in disruptiven Branchen besonders relevant sind. Die Ideenbank umfasst sorgfältig ausgewählte Open Education Resources (OERs) zur Entwicklung transversaler Fähigkeiten wie Zusammenarbeit und Teamwork, aktives Lernen, Kreativität und digitale Kompetenz für Einzelpersonen und Organisationen. Darüber hinaus enthält sie Vorschläge der StiLLLearning Projektpartner in Form von einminütigen Videoclips, die zeigen, wie diese Fähigkeiten im Arbeitsalltag entwickelt werden können. Die Ideengeber sind Expertinnen und Experten aus Finnland, Deutschland, Italien und der Schweiz, die in verschiedenen Branchen und für verschiedene Berufs- und Hochschulorganisationen tätig sind. Die Ideenbank ist auf www.thinglink.com zu finden;
  2. Der hypervideobasierte cMOOC ein modularer und kompetenzbasierter Online-Kurs zur Planung, Anleitung und Bewertung innovativer Lern- und Ausbildungslösungen am Arbeitsplatz. Der Kurs richtet sich an Kompetenzentwicklerinnen und -entwickler in disruptiven Branchen und an Erwachsenenbildnerinnen und -bildner in Berufsbildungs- und Hochschulorganisationen.