Fachmann/-frau Betreuung EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 8249 Lernende in der dreijährigen Ausbildung zum/zur Fachmann/-frau Betreuung EFZ (FaBe) nach der Bildungsverordnung vom 16. Juni 2005. Unter den Lernenden befanden sich 83 Prozent Frauen sowie 14 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 11 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung.
Die nachfolgende Auswertung beruht auf 235 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 841 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 1,2 Prozent.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Übersicht über Kosten und Nutzen

Im Durchschnitt lohnt sich die Ausbildung zum/zur Fachmann/-frau Betreuung für die ausbildenden Betriebe in jedem Lehrjahr (Tabelle 1). So steigt der Nettonutzen von gut 3000 Franken im ersten auf knapp 8500 Franken im letzten Lehrjahr an und summiert sich über die gesamte Lehrdauer auf etwa 16 500 Franken. Dies sind etwa 7000 Franken weniger als in der Erhebung von 2009, wobei dieser Unterschied auf die geringeren produktiven Leistungen in der aktuellen Erhebung zurückzuführen ist.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr123Total
Bruttokosten21 08022 34026 63070 050
+/-1 5401 3901 6004 060
Prod. Leistungen 24 16027 32035 05086 530
+/-2 1802 2703 2807 210
Nettonutzen3 0704 9808 42016 470
+/-2 4202 6904 0708 480

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Bei den Bruttokosten (Abbildung 1) steigen die Lehrlingslohnkosten von knapp 11 000 Franken im ersten auf knapp 17 000 Franken im dritten Lehrjahr an. Dieser Anstieg widerspiegelt die steigenden Bruttomonatslöhne der Lernenden über die Lehrdauer, deren Median sich von 750 Franken im ersten auf 1265 Franken im dritten Lehrjahr erhöht (Tabelle 2). Die Personalkosten bleiben dagegen über die Ausbildungsdauer praktisch konstant zwischen 6000 und 7000 Franken. Diese Konstanz zeigt sich auch bei den Ausbildungsstunden im Betrieb, die – neben den Personalkosten für Administration und Rekrutierung – wesentlich für die Personalkosten verantwortlich sind. Die Anzahl der Stunden, in denen die Ausbildner/innen aufgrund der Lehrlingsbetreuung nicht ihrer gewohnten Tätigkeiten nachgehen können, liegt im Durchschnitt bei etwa drei Stunden pro Woche und verändert sich über die Ausbildungsdauer kaum. Dies ist ein vergleichsweise tiefer Wert, der wesentlich dazu bei trägt, dass die FaBe-Ausbildung für die Betriebe finanziell lohnenswert ist.

Die sonstigen Kosten präsentieren sich mit rund 6700 Franken über die gesamte Ausbildungsdauer eher etwas überdurchschnittlich und stammen vor allem aus externen Kursen, welche die Lernenden besuchen und von den Betrieben finanziert werden. Die Material- und Anlagekosten sind hingegen tief und nur ein unwesentlicher Kostenbestandteil.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 123
25. Perzentil7009001 200
Median 7509501 265
75. Perzentil8001 0001 300

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Wie die Tabelle 1 zeigt, übersteigen die von den FaBe-Lernenden über die gesamte Lehrdauer erbrachten produktiven Leistungen die Bruttokosten zwar deutlich, sind aber mit 86 500 Franken nicht besonders hoch (Schnitt der dreijährigen Lehren: knapp 94 000 Franken). Über die Lehrdauer betrachtet zeigt sich ein moderater Anstieg von gut 3000 Franken vom ersten zum zweiten und ein relativ starker Anstieg von knapp 8000 Franken vom zweiten zum dritten Lehrjahr.

Die Abbildung 2 schlüsselt die verschiedenen Tätigkeiten der Lernenden am Arbeitsplatz und deren Entwicklung über die Lehrdauer auf. Die Lernenden sind verhältnismässig selten unproduktiv, der Anteil an Übungen und sonstigen Zeiten beträgt bereits im ersten Lehrjahr nur 16 Prozent. Dafür sind die Lernenden bereits zu 62 Prozent produktiv in Tätigkeiten, die sonst von Ungelernten verrichtet werden müssten. Dieser Anteil sinkt bis auf 38 Prozent im dritten Lehrjahr. Dafür steigen die produktiven Tätigkeiten, die sonst von Fachkräften erledigt werden müssten, von 23 auf 48 Prozent an. Gleichzeitig steigt auch der Leistungsgrad, den die Lernenden beim Ausüben von Fachkraft-Tätigkeiten erreichen, kontinuierlich von 39 im ersten auf 75 Prozent im dritten Lehrjahr an.

Dass die produktiven Leistungen trotz dieser typischen und relativ gleichmässigen Entwicklungen zum letzten Lehrjahr hin recht stark ansteigen, ist wesentlich auf die erhöhte Präsenzzeit der Lernenden im Betrieb während des dritten Lehrjahres zurückzuführen. Im dritten Lehrjahr besuchen die Lernenden die Berufsfachschule in der Regel nur noch an einem Tag pro Woche. Die daraus resultierende häufigere Anwesenheit der Lernenden im Betrieb schlägt sich für die Ausbildungsbetriebe in höheren produktiven Leistungen nieder.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Wenn Betriebe FaBe-Fachkräfte vom externen Arbeitsmarkt rekrutieren, fallen für die Rekrutierung und die Einarbeitung im Durchschnitt 10 500 Franken an Kosten an. Knapp die Hälfte der Lernenden werden gemäss den befragten Betrieben nach ihrer Lehre für mindestens ein Jahr im Ausbildungsbetrieb weiterbeschäftigt. Auf diese Weise können die Betriebe auf eine externe Rekrutierung verzichten und Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten für externe Fachkräfte einsparen. Im Schnitt erzielen die Betriebe auf diese Weise Einsparungen – sogenannte rekrutive Opportunitätserträge – von 5400 Franken pro Lehrverhältnis.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri