Fachmann/-frau Gesundheit EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 10 987 Lernende in der dreijährigen Ausbildung zum/zur Fachmann/-frau Gesundheit EFZ (FaGe) nach der Bildungsverordnung vom 13. November 2008. Die neuste Bildungsverordnung trat auf den 1. Januar 2017 in Kraft und betraf die vorliegende Studie deshalb noch nicht.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Unter den Lernenden befanden sich 88 Prozent Frauen sowie 12 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 10 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 103 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 1355 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 5,1 Prozent.

Übersicht über Kosten und Nutzen

Über die gesamte Lehrdauer tragen die ausbildenden Betriebe Nettokosten von rund 100 Franken pro Lehrverhältnis. Dabei fallen bei den Ausbildungsbetrieben in den ersten beiden Lehrjahren Nettokosten an, wohingegen sie im dritten Lehrjahr einen Nettonutzen von gut 5500 Franken pro Lehrverhältnis erzielen.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr123Total
Bruttokosten25 51027 98032 43085 920
+/-2 7703 1802 6907 880
Prod. Leistungen 22 96024 81038 07085 840
+/-5 1304 4907 35016 460
Nettonutzen-2 540-3 1805 630-90
+/-6 560 6 0308 44019 940

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Bei den Bruttokosten zeigt sich das für viele Lehrberufe typische Bild eines moderaten Anstiegs über die Lehrdauer (Abbildung 1). Für diesen Anstieg sind wesentlich die Lehrlingslohnkosten verantwortlich, die von gut 11 000 Franken im ersten auf knapp 18 000 Franken im dritten Lehrjahr ansteigen. Passend dazu beträgt der Median der Bruttomonatslöhne der Lernenden im ersten Lehrjahr gut 700 Franken und erhöht sich auf 1300 Franken im dritten Lehrjahr (Tabelle 2). Die Personalkosten bleiben dagegen über die Lehrdauer weitestgehend konstant und bewegen sich zwischen 10 400 und 11 800 Franken pro Lehrjahr. Die Ausbildungsstunden, welche diese Personalkosten mehrheitlich verursachen, liegen in den verschiedenen Lehrjahren zwischen 3,8 und 4 Stunden pro Woche.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 123
25. Perzentil7009001 206
Median 7159501 300
75. Perzentil7501 0001 400

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Für den oben beschriebenen relativ starken Anstieg des Nettonutzens am Ende der Lehre sind die hohen produktiven Leistungen der Lernenden im dritten Lehrjahr verantwortlich. Während die produktiven Leistungen in den beiden ersten Lehrjahren bei 23 000 Franken respektive bei fast 25 000 Franken liegen, steigen sie im letzten Lehrjahr auf 38 000 Franken an.

Die Verteilung der in der Abbildung 2 gezeigten Zeiten, welche die Lernenden im Betrieb verbringen, können dieses Muster noch nicht erklären. Im ersten Lehrjahr sind die Lernenden vor allem mit Übungen sowie mit produktiven Tätigkeiten beschäftigt, die sonst von Ungelernten verrichtet werden müssten. Diese Zeitanteile verschieben sich mit der Lehrzeit zugunsten von produktiven Tätigkeiten, die sonst von Fachkräften erledigt werden müssten. Der Anteil dieser Fachkraft-Tätigkeiten nimmt von 24 Prozent im ersten auf 48 Prozent im zweiten Lehrjahr zu.

Zwei nicht in der Abbildung ersichtliche Faktoren führen dazu, dass sich die Verschiebung hin zu Fachkraft-Tätigkeiten erst im dritten Lehrjahr in deutlich steigenden produktiven Leistungen äussert. Erstens steigt die Anwesenheit der Lernenden im Betrieb im dritten Lehrjahr, weil die Berufsfachschule im dritten Lehrjahr nur noch einen Tag pro Woche ausmacht. Dies führt dazu, dass die Lernenden mehr Zeit am Arbeitsplatz verbringen und somit mehr produktive Zeiten leisten. Zweitens steigt der Leistungsgrad an, den die Lernenden bei Fachkraft-Tätigkeiten im Vergleich zu Fachkräften im Betrieb erzielen. Der Leistungsgrad steigt zwar bereits zwischen dem ersten und dem zweiten Lehrjahr von 48 auf 61 Prozent an, zum dritten Lehrjahr hin erhöht er sich allerdings nochmals deutlich auf 78 Prozent.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Bei der FaGe-Ausbildung lohnt sich ein Blick auf die Unterschiede zwischen den Betrieben nach Versorgungsbereich. An der vorliegenden Untersuchung nahmen 36 Spitäler, 25 Spitex-Betriebe und 52 Pflegeheime teil. Bei einer genaueren Analyse nach diesen Betriebsarten zeigt sich, dass Betriebe aus dem Spitalbereich im Durchschnitt einen Nettonutzen erzielen. Dieser liegt über die gesamte Lehrdauer bei durchschnittlich 2 550 Franken pro Lehrverhältnis. Spitex-Betriebe weisen dagegen Nettokosten von 14 500 Franken und Betriebe aus dem Pflegebereich von gut 2 000 Franken aus. Dies bedeutet, dass der Durchschnitt der Nettokosten beziehungsweise Nettonutzen aufgrund der grossen Unterschiede zwischen den Versorgungsbereichen schwanken kann, je nachdem, welche Betriebe in die Stichprobe gelangen.

Vergleich mit der Erhebung von 2009

Die Nettokosten von rund 100 Franken liegen deutlich unter dem Resultat der Erhebung von 2009, als ein Nettonutzen von knapp 12 000 Franken geschätzt wurde (Strupler & Wolter 2012). Die Bruttokosten sind leicht auf 85 900 Franken gestiegen (2009: 82 600 Franken). Der grössere Teil des Unterschieds erklärt sich aus den um 8 700 Franken tieferen produktiven Leistungen im Jahr 2016 (2009: 94 500 Franken; 2016: 85 900 Franken).

Ein erster Grund für die Unterschiede zwischen den beiden Erhebungen dürfte darin liegen, dass 2009 etwas mehr Betriebe aus dem Spitalbereich befragt wurden als 2016 und dass diese Betriebe bei der FaGe-Ausbildung – wie oben beschrieben – tendenziell einen hohen Nettonutzen erzielen. Das oben beschriebene Muster, dass Betriebe aus dem Spitalbereich einen höheren Nettonutzen aufweisen, zeigte sich nämlich bereits in der Erhebung von 2009.

Der wichtigste Grund für die Differenzen liegt jedoch bei den Zuwendungen Dritter. Damit werden Leistungen erfasst, welche die Betriebe im Rahmen der Lehrlingsausbildung zum Beispiel aus Ausbildungsfonds oder von staatlichen Stellen erhalten. Sie werden den produktiven Leistungen angerechnet. Diese Zuwendungen zeichneten 2009 über die gesamte Lehrdauer für 11 500 Franken Nettonutzen verantwortlich. In der aktuellen Erhebung weisen FaGe-Betriebe hingegen durchschnittlich nur noch gut 3 200 Franken an solchen Zuwendungen aus. Somit lässt sich die Differenz bei den produktiven Leistungen weitgehend durch die zwischen 2009 und 2016 gesunkenen Zuwendungen Dritter erklären.

Früher zahlten mehrere Kantone den Betrieben direkte Ausbildungsvergütungen. Seit der 2012 im Gesundheitswesen eingeführten Abrechnung der Kosten mittels Fallpauschalen werden auch die Ausbildungsleistungen der Betriebe via Fallpauschale unterstützt, und nicht mehr durch separate Zahlungen an die Betriebe. Zwar erhalten die Betriebe je nach Kanton und Betriebsart noch gewisse Zuwendungen, allerdings in wesentlich kleinerem Umfang als zum Zeitpunkt der letzten Erhebung im Jahr 2009.

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Der von den ausbildenden Betrieben erzielte Nutzen aus rekrutiven Opportunitätserträgen liegt mit 11 800 Franken pro Lehrverhältnis etwas über dem Durchschnitt der dreijährigen Lehren (ca. 9 500 Franken). Die FaGe-Betriebe schätzen die Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung einer externen FaGe-Fachkraft mit gut 12 000 Franken als durchschnittlich ein. Allerdings bleiben nur 71,5 Prozent dieser eingestellten Fachkräfte über ein Jahr im Betrieb, was zu erheblichen Kosten von Einstellungen über den externen Arbeitsmarkt führen dürfte. Die Verbleibsquote von im eigenen Betrieb ausgebildeten FaGe-Lernenden liegt bei 39 Prozent. Es ist denkbar, dass die Betriebe diese Quote gerne etwas erhöhen würden. So geben 34 Prozent der befragten Betriebe an, dass sie Lernende nach dem Lehrabschluss mehrheitlich übernehmen möchten, und 46 Prozent geben an, dass sie dies teilweise tun möchten.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri