Informatiker/in EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 5656 Lernende in der vierjährigen Ausbildung zum/zur Informatiker/in EFZ nach der neuen Bildungsverordnung vom 1. November 2013 (erstes und zweites Lehrjahr) sowie nach der älteren Verordnung vom 13. Dezember 2004 (drittes und viertes Lehrjahr). Unter den Lernenden waren 6,8 Prozent Frauen sowie 5,7 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). Nur 2,7 Prozent der Lehrverhältnisse waren verkürzte Ausbildungen.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Die nachfolgende Auswertung beruht auf 102 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 227 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe

Übersicht über Kosten und Nutzen

Für den Lehrberuf Informatiker/in EFZ entstehen durchschnittliche Bruttokosten in der Höhe von insgesamt 123 000 Franken (Tabelle 1). Demgegenüber erbringen die Lernenden produktive Leistungen im Wert von etwa 101 000 Franken. Am Ende der vier Lehrjahre resultieren durchschnittliche Nettokosten von knapp 22 000 Franken. Es fällt auf, dass erst im letzten Lehrjahr ein Nettonutzen von circa 6000 Franken entsteht.


Der Vergleich zur Vorgängererhebung von 2009 (Strupler & Wolter 2012) zeigt einige Veränderungen. Die Bruttokosten lagen damals knapp 13 000 Franken höher, aber auch die produktiven Leistungen waren um gut 28 000 Franken höher. Daher fielen damals die Nettokosten mit 7500 Franken etwas geringer aus. In der Erhebung von 2004 (Mühlemann et al. 2007) lagen die Nettokosten jedoch noch bei knapp 33 000 Franken. Der für 2016 ermittelte Betrag liegt somit zwischen den beiden Werten der Vorgängererhebungen.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr1234Total
Bruttokosten27 71027 76034 09033 200122 770
+/-3 6702 7204 5103 22010 250
Prod. Leistungen 12 73018 21030 60039 390100 940
+/-2 4203 2703 7203 5007 990
Nettonutzen-14 980-9 550-3 4906 190-21 829
+/-4 3902 9403 9504 14010 040

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

Die Abbildung 1 stellt die durchschnittlichen Bruttokosten genauer dar. Der zu Beginn der Ausbildung grösste Kostenpunkt sind die Personalkosten. Sie liegen in allen Lehrjahren bei gut 12 000 Franken. Bei den Personalkosten sind vor allem die von den Ausbildnerinnen und Ausbildnern geleisteten Ausbildungsstunden pro Woche massgeblich. Sie sind im Durchschnitt im ersten (5,4 Stunden) und dritten Lehrjahr (5,8 Stunden) etwas höher als im zweiten (4,5 Stunden) und vierten Lehrjahr (3,8 Stunden).
Der zweitgrösste Kostenpunkt sind die Lehrlingslohnkosten, die sich von knapp 8700 auf etwa 18 700 Franken mehr als verdoppeln.

Neben den genannten Kosten sind die übrigen Kosten für Material und Anlagen sowie sonstigen Kosten relativ klein. Im ersten Lehrjahr sind sie jedoch im Vergleich zu anderen Ausbildungen recht hoch. Dies liegt an den Kursbeiträgen, die viele Betriebe für das Basislehrjahr bezahlen.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Die Brutto-Lehrlingslöhne pro Monat finden sich in der Tabelle 2. Der Medianlohn von 650 Franken im ersten Lehrjahr steigt bis auf 1400 Franken im vierten Lehrjahr. Die angegebenen Perzentile geben Hinweise zur Streuung der Löhne zwischen den Betrieben. Diese Streuung erweist sich als mittelgross und steigt über die vier Lehrjahre geringfügig an.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 1234
25. Perzentil6008009501 250
Median 6508501 0901 400
75. Perzentil7009401 1001 450

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Die Lernenden verbringen im ersten Lehrjahr noch fast die Hälfte ihrer Zeit im Betrieb mit Übungen. Dabei entsteht für den Lehrbetrieb kein produktiver Beitrag (Abbildung 2). Die Lernenden werden zunächst für produktive Tätigkeiten, die sonst von ausgebildeten Fachkräften ausgeführt würden, sehr selten eingesetzt. Nach Einschätzung der befragten Betriebe erzielen die Lernenden bei solchen Tätigkeiten im ersten Lehrjahr auch nur einen Leistungsgrad von 18 Prozent im Vergleich zu einer ausgebildeten Fachkraft im Betrieb. Deutlich häufiger übernehmen die Lernenden einfachere produktive Tätigkeiten, die auch von Arbeitskräften ohne abgeschlossene Berufsausbildung ausgeübt werden könnten. In den folgenden Lehrjahren steigt der Zeitanteil der Fachkraft-Tätigkeiten deutlich an, zuletzt macht er die Hälfte der Zeit im Betrieb aus. Der Anteil der Ungelernten-Tätigkeiten beträgt noch fast ein Drittel. Der Leistungsgrad bei Fachkraft-Tätigkeiten steigt von 28 Prozent im zweiten und 57 Prozent im dritten auf schliesslich 73 Prozent im vierten Lehrjahr an.


Die zu Lehrbeginn niedrigen produktiven Leistungen der Lernenden erklären sich auch dadurch, dass sie relativ viel Zeit ausserhalb des Betriebs verbringen. Bei immerhin 13 Prozent der Fälle findet ein Basislehrjahr statt.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Zunächst wurden die Kosten für die Rekrutierung von ausgebildeten Informatikern und Informatikerinnen über den externen Arbeitsmarkt erhoben. Diese betragen im Schnitt 46 300 Franken für eine Rekrutierung (einschliesslich Kosten für Auswahlverfahren und Einarbeitung). Dies ist im Vergleich zu anderen Berufen ein sehr hoher Wert. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – statt Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – sparen die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis rund 19 000 Franken an solchen Rekrutierungskosten ein. Die Weiterbeschäftigung selbst ausgebildeter Lernender ist somit lohnend und ermöglicht es, Nettokosten aus der Ausbildung zu decken.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri