Maurer/in EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 2638 Lernende in der dreijährigen Ausbildung zum/zur Maurer/in EFZ nach der Bildungsverordnung vom 14. September 2010. Unter den Lernenden befanden sich weniger als 1 Prozent Frauen sowie 4,7 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 10,6 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 84 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 259 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 1,3 Prozent.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Übersicht über Kosten und Nutzen

Über die gesamte Lehrdauer tragen die Ausbildungsbetriebe Nettokosten von gut 4700 Franken pro Lehrverhältnis. Dabei resultiert im ersten Lehrjahr noch ein Nettonutzen, in den zwei folgenden Lehrjahren tragen die Betriebe hingegen leichte Nettokosten. Durch die relativ grosse statistische Unschärfe der Schätzungen sind diese Unterschiede beim Nettonutzen zwischen den Lehrjahren allerdings statistisch nicht signifikant. Bereits in der Erhebung von 2009 lag der Nettonutzen im ersten Lehrjahr leicht über jenem im zweiten und dritten Lehrjahr, war allerdings in allen Lehrjahren positiv (Strupler & Wolter 2009). Über die gesamte Lehrdauer resultierte 2009 noch ein Nettonutzen von gut 6000 Franken, ebenso in der Erhebung von 2004 (Mühlemann et al. 2007).

Tabelle 1: Bruttokosten, Produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr123Total
Bruttokosten30 66037 44044 060112 150
+/-2 7003 4703 2807 070
Prod. Leistungen 32 47033 55041 410107 430
+/-3 7403 4702 8807 610
Nettonutzen1 810-3 890-2 650-4 730
+/-4 3604 6704 76010 750

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

Die Bruttokosten steigen über die gesamte Lehrdauer relativ stark an (Abbildung 1). Dies liegt fast ausschliesslich an den Lehrlingslohnkosten, die von knapp 16 000 Franken im ersten Lehrjahr auf fast 28 000 Franken im dritten Lehrjahr ansteigen. Die Personalkosten nehmen hingegen nur leicht von 11 000 auf 12 000 Franken jährlich zu. Neben Kosten für Administration und Rekrutierung werden diese Personalkosten wesentlich durch die wöchentlichen Ausbildungsstunden, in denen die Ausbildner/innen aufgrund der Lehrlingsausbildung nicht ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen können, verursacht. Diese liegen konstant bei rund 4,5 Stunden pro Woche. Material- und Anlagekosten sowie sonstige Kosten bilden kleinere Kostenblöcke.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Die Bruttolehrlingslöhne pro Monat sind in der Tabelle 2 dargestellt. Insgesamt sind die Bruttolehrlingslöhne für Maurer/innen verglichen mit anderen dreijährigen EFZ-Ausbildungen ausgesprochen hoch. Dies wurde bereits in früheren Erhebungen festgestellt (Strupler & Wolter 2012, Mühlemann et al. 2007) und erklärt auch die hohen Lehrlingslohnkosten (Abbildung 1). Über die Lehrdauer steigt der Medianlohn von 1047 Franken im ersten bis auf 2050 Franken im dritten Lehrjahr an. Die angegebenen Perzentile geben Hinweise zur Streuung der Lehrlingslöhne zwischen den Betrieben: Diese Streuung ist ebenfalls etwas höher als in anderen EFZ-Berufen.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 123
25. Perzentil9701 3501 850
Median 1 0471 4652 050
75. Perzentil1 1301 5802 250

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Maurer-Lernende sind in jedem Lehrjahr durchschnittlich rund vier Tage pro Woche im Lehrbetrieb. Dabei werden sie im ersten Lehrjahr zu 80 Prozent produktiv eingesetzt. Der Grossteil dieser Zeit entfällt auf Tätigkeiten, die sonst von Ungelernten verrichtet werden müssten. Über die Lehrdauer nehmen sowohl die unproduktiven Übungszeiten wie auch die Ungelernten-Tätigkeiten stetig ab. Tätigkeiten, die sonst von ausgebildeten Fachkräften übernommen werden müssten, nehmen hingegen zu und machen im dritten Lehrjahr gut 45 Prozent aller von den Lernenden im Betrieb verbrachten Zeit aus. Gleichzeitig steigt der Leistungsgrad, den die Lernenden beim Ausüben dieser Fachkraft-Tätigkeiten erreichen, von 36 Prozent im ersten auf 68 Prozent im dritten Lehrjahr an. Durch diese beiden Entwicklungen erhöhen sich die produktiven Leistungen aus Fachkraft-Tätigkeiten von knapp 6000 Franken im ersten auf gut 19 000 Franken im dritten Lehrjahr. Weil der Anteil an Ungelernten-Tätigkeiten mit 44 Prozent aber auch im dritten Lehrjahr noch relativ hoch ist, stammt der grössere Anteil der produktiven Leistungen aus Ungelernten-Tätigkeiten. Diese tragen im ersten Lehrjahr 26 500 Franken und im dritten Lehrjahr noch immer knapp 22 000 Franken zu den produktiven Leistungen bei.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Zunächst wurden die Kosten für die Rekrutierung von ausgebildeten Maurerinnen und Maurern über den externen Arbeitsmarkt erhoben. Diese betragen im Schnitt gut 11 000 Franken für eine Rekrutierung, einschliesslich der Kosten für Auswahlverfahren und Einarbeitung. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – statt Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – sparen die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis knapp 9000 Franken an solchen Rekrutierungskosten ein. Angesichts der nicht sonderlich hohen Rekrutierungskosten ist dies ein eher grosser Nutzen aus rekrutiven Opportunitätserträgen, der wesentlich mit der vergleichsweise hohen Übernahmequote von Lernenden unter den befragten Betrieben zusammenhängt: Diese Quote beträgt knapp 60 Prozent. Die Übernahme von Lernenden nach dem Lehrabschluss entspricht der Strategie der Ausbildungsbetriebe: 90 Prozent aller befragten Betriebe gaben an, dass sie Lernende nach dem Lehrabschluss mehrheitlich oder teilweise weiterbeschäftigen.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri