Polymechaniker/in EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 5211 Lernende in der vierjährigen Ausbildung zum/zur Polymechaniker/in EFZ nach der Bildungsverordnung vom 3. November 2008. Die neuste Bildungsverordnung trat auf den 1. Januar 2018 in Kraft und betraf die vorliegende Studie noch nicht.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Unter den Lernenden befanden sich 3,4 Prozent Frauen sowie 1,9 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 2,1 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 56 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 159 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 11 Prozent.

Übersicht über Kosten und Nutzen

Die Tabelle 1 zeigt, dass Lernende im Beruf Polymechaniker/in in einem hohen Umfang produktive Leistungen erbringen. Gleichzeitig ist diese Ausbildung vergleichsweise kostspielig. Tatsächlich übersteigen die Kosten der Ausbildung die produktiven Leistungen in den ersten beiden Lehrjahren, während sich Kosten und Nutzen im dritten Lehrjahr etwa ausgleichen. Im vierten Lehrjahr fallen die produktiven Leistungen dann höher aus als die Kosten. Über die gesamte Lehrdauer betrachtet übersteigen die Kosten die produktiven Leistungen dennoch: Es resultieren insgesamt Nettokosten von rund 20 000 Franken pro Lehrverhältnis.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr1234Total
Bruttokosten30 84034 70036 89043 340145 780
+/-5 6104 0604 1608 52013 950
Prod. Leistungen 14 93022 13037 79051 200126 050
+/-4 6402 8605 4406 23013 800
Nettonutzen-15 910-12 5709007 850-19 729
+/-5 8405 7805 9306 14015 180

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Im Vergleich zur Erhebung von 2009, welche für den Beruf Polymechaniker/in durchschnittliche Nettokosten von rund 31 600 Franken ausweist, fallen die Nettokosten zwar geringer aus; allerdings ist die Veränderung zwischen den beiden Erhebungen statistisch nicht signifikant.

Die Bruttokosten im Detail

Die Ausbildung im Beruf Polymechaniker/in ist – verglichen mit dem Durchschnitt aller vierjährigen Ausbildungen – teuer. Die Abbildung 1 schlüsselt die Bruttokosten der Ausbildung auf. Auch in diesem Beruf sind die Höhe und die Entwicklung der Bruttokosten über die Dauer der Ausbildung primär durch Lehrlingslohn- und Personalkosten getrieben. Allerdings fallen hier – im Unterschied zu den meisten anderen Berufen – auch die anderen Kostenbestandteile ins Gewicht: Die Kosten für Material und Anlagen betragen pro Lehrjahr rund 4000 Franken; die sonstigen Kosten betragen im ersten Lehrjahr ebenfalls rund 4000 Franken und gehen auf rund 2000 Franken im vierten Lehrjahr zurück.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Die Lehrlingslohnkosten verdoppeln sich vom ersten auf das vierte Lehrjahr ungefähr (von 8150 auf 16 330 Franken), was sich auch in der Veränderung der Lehrlingslöhne über die Lehrjahre beobachten lässt (Tabelle 2). Der Medianwert der monatlichen Bruttomonatslöhne verdoppelt sich von 600 im ersten auf 1200 Franken im vierten Lehrjahr. Die Streuung der Lehrlingslöhne innerhalb der einzelnen Lehrjahre erscheint eher gering. Dies lässt darauf schliessen, dass viele Ausbildungsbetriebe ihren Lernenden vergleichbare Löhne auszahlen.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 1234
25. Perzentil5165508501 100
Median 6007509811 200
75. Perzentil6508501 0001 350

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Personalkosten steigen über die Lehrdauer etwas an, nämlich von 14 370 Franken im ersten auf 20 410 Franken im vierten Lehrjahr, was einen leichten Anstieg in den Ausbildungsstunden widerspiegelt. Insgesamt steigen die Kosten der Ausbildung zum/zur Polymechaniker/in von 30 840 Franken im ersten Lehrjahr auf 43 340 Franken im vierten Lehrjahr an. Im Total ergeben sich Ausbildungskosten von 145 780 Franken pro Lehrverhältnis.

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Die Tabelle 1 zeigt, dass die produktiven Leistungen auf einem vergleichsweise tiefen Niveau starten (14 930 Franken im ersten Lehrjahr), dann aber deutlich bis auf 51 200 Franken im vierten Lehrjahr ansteigen. Dieser Verlauf der produktiven Leistungen hat mit der Veränderung in den Tätigkeiten der Lernenden im Betrieb zu tun. Im ersten Lehrjahr verbringen sie noch 37 Prozent ihrer Anwesenheitszeit mit Übungen und sonstigen unproduktiven Tätigkeiten. Rund 43 Prozent ihrer Zeit verbringen sie mit produktiven Tätigkeiten, die sonst von Ungelernten verrichtet werden müssten. Bis zum vierten Lehrjahr geht der Anteil unproduktiver Zeit auf 8,7 Prozent und jener für Ungelernten-Tätigkeiten auf 28,6 Prozent zurück. Gleichzeitig steigt der Zeitanteil, welcher mit produktiven Fachkraft-Tätigkeiten verbracht wird, von 20,3 auf 62,7 Prozent an. Parallel dazu steigt auch der Leistungsgrad an, den die Lernenden in diesen Fachkraft-Tätigkeiten im Vergleich zu einer Fachkraft im Betrieb erzielen. Im ersten Lehrjahr beträgt der Leistungsgrad 27 Prozent, im vierten 83 Prozent.

Schliesslich erhöht sich auch die Zeit, welche die Lernenden effektiv im ausbildenden Betrieb verbringen. Die genaue Zahl der Lektionen in der Berufsfachschule unterscheidet sich zwischen dem Profil G, dem Profil E und der Berufsmaturität. In der Regel werden die Lektionen jedoch degressiv auf die Lehrjahre verteilt, beispielsweise zwei Tage Schule im ersten und zweiten, dafür nur ein Tag im dritten und vierten Lehrjahr. Entsprechend sind die Lernenden zunehmend im Betrieb anwesend und können mehr produktiv arbeiten.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Die Kosten für die Rekrutierung eines ausgebildeten Polymechanikers oder einer ausgebildeten Polymechanikerin über den externen Arbeitsmarkt betragen im Schnitt 28 070 Franken für eine Rekrutierung, einschliesslich der Kosten für Auswahlverfahren und Einarbeitung. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – statt Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – sparen die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis rund 18 500 Franken an solchen Rekrutierungskosten ein. Die Weiterbeschäftigung selbst ausgebildeter Lernender ist somit lohnend und ermöglicht es, Nettokosten aus der Ausbildung zu decken.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri