Schreiner/in EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 4381 Lernende in der vierjährigen Ausbildung zum/zur Schreiner/in EFZ nach der Bildungsverordnung vom 14. August 2013 (1. bis 3. Lehrjahr) und der älteren Verordnung vom 20. Dezember 2001 (4. Lehrjahr). Unter den Lernenden befanden sich 11,9 Prozent Frauen und 3,9 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 5,3 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 182 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 389 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 2,9 Prozent.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Übersicht über Kosten und Nutzen

Die Tabelle 1 zeigt, dass ein durchschnittliches Lehrverhältnis den Betrieben einen Nettonutzen von rund 30 000 Franken über die ganze Lehrzeit bringt. Dabei fallen in jedem Lehrjahr Nettonutzen an, weil Bruttokosten und produktive Leistungen über die Lehrzeit in ähnlichem Masse ansteigen. Zum Vergleich: In der Kosten-Nutzen-Erhebung zum Ausbildungsjahr 2009/10 (Strupler & Wolter 2012) resultierte ein etwas tieferes, aber doch vergleichbares Total an Nettonutzen in der Höhe von 22 000 Franken.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr1234Total
Bruttokosten21 20023 98025 69029 970100 840
+/-1 6401 7001 5301 7204 750
Prod. Leistungen 28 90029 76034 18038 250131 090
+/-2 6802 1002 3202 8007 400
Nettonutzen7 6905 7708 4908 29030 246
+/-3 0102 4802 3103 3708 020

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

Die durchschnittlichen Bruttokosten (Abbildung 1) nehmen über die Lehrzeit vor allem wegen der steigenden Lehrlingslöhne zu. Die Personalkosten machen im ersten Lehrjahr noch den grössten Kostenblock aus, werden danach jedoch von den Lehrlingslohnkosten überholt. Die Personalkosten sinken mit den Lehrjahren, wenn auch nur leicht. Bei den Personalkosten sind vor allem die von den Ausbildnerinnen und Ausbildnern geleisteten Ausbildungsstunden pro Woche massgeblich. Pro Lernende/n betragen sie durchschnittlich 5,2 Stunden im ersten, 4,8 Stunden im zweiten, 3,8 Stunden im dritten und 4,0 Stunden im vierten Lehrjahr. Neben den Lehrlingslohnkosten und den Personalkosten sind die übrigen Kostenbestandteile verhältnismässig klein.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Die Brutto-Lehrlingslöhne pro Monat sind in der Tabelle 2 dargestellt. Der Medianlohn steigt von 560 Franken im ersten bis auf 1350 Franken im vierten Lehrjahr an. Die angegebenen Perzentile liefern einen Hinweis auf die Streuung der Löhne zwischen den Betrieben. Diese Streuung erweist sich als gering, da das 25. und 75. Perzentil jeweils nahe beieinander liegen.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 1234
25. Perzentil5318001 0501 350
Median 5608501 0501 350
75. Perzentil5708501 1501 375

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Gemäss der Abbildung 2 verbringen die Lernenden im ersten Lehrjahr noch über einen Viertel ihrer Zeit im Betrieb mit Übungen, bei denen kein produktiver Beitrag für den Lehrbetrieb anfällt. Die Lernenden werden noch selten für produktive Tätigkeiten einsetzt, die sonst von Fachkräften ausgeübt werden. Nach Einschätzung der befragten Betriebe erzielen sie bei solchen Tätigkeiten auch erst einen Leistungsgrad von 24 Prozent im Vergleich zu einer ausgebildeten Fachkraft im Betrieb. Dafür werden die Lernenden häufig für einfachere produktive Tätigkeiten eingesetzt, die auch von Arbeitskräften ohne abgeschlossene Berufsausbildung ausgeübt werden könnten. Mit den Lehrjahren steigt der Zeitanteil der Fachkraft-Tätigkeiten an auf 28 Prozent (2. Lehrjahr), 39 Prozent (3. Lehrjahr) und 45 Prozent (4. Lehrjahr) der Zeit am Arbeitsplatz. Auch der Leistungsgrad bei Fachkraft-Tätigkeiten steigt auf 39 Prozent (2. Lehrjahr), 56 Prozent (3. Lehrjahr) und schliesslich 70 Prozent (4. Lehrjahr).

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Zunächst wurden die Kosten für die Rekrutierung von ausgebildeten Schreinerinnen und Schreinern über den externen Arbeitsmarkt erhoben. Diese betragen im Schnitt 13 600 Franken für eine Rekrutierung, einschliesslich der Kosten für Auswahlverfahren und Einarbeitung. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – statt Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – sparen die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis rund 5200 Franken an solchen Rekrutierungskosten ein.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri