Zimmermann/Zimmerin EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 2601 Lernende in der vierjährigen Ausbildung zum Zimmermann oder zur Zimmerin EFZ nach der Bildungsverordnung vom 5. August 2013, wobei sich zum Erhebungszeitpunkt der Studie noch keine Lernenden im vierten Lehrjahr befanden. Deshalb werden nur drei Lehrjahre ausgewiesen.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Unter den Lernenden befanden sich 1,5 Prozent Frauen und 2,9 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 6,2 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 104 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 202 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. DieBerufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 1,3 Prozent.

Übersicht über Kosten und Nutzen

Mit einem Lehrverhältnis im Beruf Zimmermann/Zimmerin erzielt ein Ausbildungsbetrieb im Durchschnitt einen Nettonutzen von rund 18 000 Franken über drei Lehrjahre (Tabelle 1). Der Nettonutzen ist dabei besonders im ersten Lehrjahr hoch, weil die produktiven Leistungen der Lernenden bereits hoch ausfallen. Sie bleiben über die Lehrzeit ungefähr gleich hoch, während die Bruttokosten vor allem auf das letzte Lehrjahr hin ansteigen. Der Nettonutzen sinkt daher mit den Lehrjahren.

In der Erhebung von 2009 ist der Verlauf der Nettonutzen ähnlich, nämlich über die Lehrjahre sinkend. Allerdings lagen die Beträge in jedem Lehrjahr höher, sodass ein Total an Nettonutzen von rund 36 000 Franken resultierte. Die Differenz zwischen 2009 und 2016 ergibt sich einerseits aus höheren Bruttokosten (2009 insgesamt ca. 78 000 Franken, aktuell ca. 84 000 Franken), andererseits aus tieferen produktiven Leistungen (2009 insgesamt ca. 114 000 Franken, aktuell ca. 102 000 Franken). Was die Ursachen dieser Veränderung in der Kostenstruktur sind, lässt sich nicht abschliessend beantworten. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Anforderungen im Beruf Zimmermann/Zimmerin gestiegen sind. Es kann jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Stichprobe in den beiden Erhebungen zufällig etwas anders zusammengesetzt war und die Unterschiede durch statistische Schwankungen zu erklären sind. Schliesslich ist zu berücksichtigen, dass die berufliche Grundbildung neu vier Jahre dauert. Entsprechend kommen für die Ausbildungsbetriebe noch Bruttokosten und produktive Leistungen für ein viertes Lehrjahr hinzu, was auch Auswirkungen auf den Ablauf der Lehrzeit und auf die Verteilung von Kosten und Nutzen über die Lehrzeit haben kann.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr123Total
Bruttokosten25 17027 03031 65083 850
+/-1 6701 6201 9503 680
Prod. Leistungen 34 19032 61035 010101 800
+/-2 5702 8902 8406 370
Nettonutzen9 0105 5803 36017 950
+/-2 7703 4303 1607 560

 © EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

Für den Anstieg der durchschnittlichen Bruttokosten über die Lehrzeit sind gemäss Abbildung 1 vor allem die Lehrlingslohnkosten verantwortlich. Die Personalkosten nehmen dagegen laut Abbildung 1 über die Lehrzeit etwas ab. Während sie im ersten Lehrjahr noch fast gleich hoch sind wie die Lehrlingslohnkosten, sind sie im dritten Lehrjahr nur noch knapp halb so hoch. Bei den Personalkosten sind vor allem die von den Ausbildnerinnen und Ausbildnern geleisteten Ausbildungsstunden pro Woche massgeblich. Pro lernende Person betragen sie durchschnittlich 4,3 Stunden im ersten, 3,3 Stunden im zweiten und 3,0 Stunden im dritten Lehrjahr. Material-, Anlage- und sonstige Kosten sind im Vergleich zu den Lohnkosten für Lernende und Personal etwas weniger bedeutend.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Die Brutto-Lehrlingslöhne pro Monat sind in der Tabelle 2 dargestellt. Der Medianlohn steigt von 750 Franken im ersten bis auf 1330 Franken im dritten Lehrjahr an. Die angegebenen Perzentile liefern Hinweise auf die Streuung der Löhne zwischen den Betrieben. Diese Streuung erweist sich als gering, da das 25. und das 75. Perzentil stets nahe beieinanderliegen.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 123
25. Perzentil7509801 330
Median 7509801 330
75. Perzentil7601 0001 400

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Im ersten Lehrjahr sind die Lernenden gemäss Abbildung 2 bereits zu 86 Prozent produktiv am betrieblichen Arbeitsplatz tätig. Dabei erledigen sie überwiegend Tätigkeiten, die sonst von ungelernten Arbeitskräften im Betrieb ausgeführt werden müssten. Dieser Anteil sinkt im dritten Lehrjahr auf 40 Prozent, während die Fachkraft-Tätigkeiten nun knapp die Hälfte der Zeit in Anspruch nehmen. Bei diesen Fachkraft-Tätigkeiten weisen die Lernenden im Vergleich zu einer Fachkraft im Betrieb einen Leistungsgrad von 30 Prozent (1. Lehrjahr), 44 Prozent (2. Lehrjahr) und schliesslich 57 Prozent (3. Lehrjahr) auf.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Zunächst wurden die Kosten für die Rekrutierung von ausgebildeten Zimmerinnen und Zimmermännern über den externen Arbeitsmarkt erhoben. Diese betragen im Schnitt 8000 Franken für eine Rekrutierung, einschliesslich der Kosten für Auswahlverfahren und Einarbeitung. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – statt Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – sparen die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis rund 4500 Franken an solchen Rekrutierungskosten ein.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri