Kaufmann/Kauffrau EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 31 669 Lernende in der dreijährigen Ausbildung zum/zur Kaufmann/-frau EFZ (Profil B und E) nach der Bildungsverordnung vom 26. September 2011. Davon waren 62,4 Prozent Frauen, 2,8 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt) und 2,8 Prozent verkürzte Ausbildungen. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 857 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 1 523 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) liegt in dieser Stichprobe bei 21,5 Prozent.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Übersicht über Kosten und Nutzen

Die Bruttokosten für ein durchschnittliches Lehrverhältnis betragen insgesamt rund 88 300 Franken. Im Gegenzug erbringen die Lernenden produktive Leistungen in der Höhe von total etwa 97 400 Franken. Am Ende der drei Lehrjahre ergibt sich ein durchschnittlicher Nettonutzen von 9100 Franken. Dieser unterscheidet sich kaum zwischen den Profilen B und E: Im Profil B liegt der Nettonutzen-Durchschnitt mit rund 11 000 Franken geringfügig höher.

Die Bruttokosten steigen von Jahr zu Jahr relativ gleichmässig an. Hingegen steigen die produktiven Leistungen vom zweiten zum dritten Lehrjahr relativ deutlich von etwa 30 100 auf etwa 39 300 Franken. Dementsprechend steigt der Nettonutzen, von knapp 1800 auf gut 6700 Franken an.

Der Lehrberuf Kaufmann/-frau EFZ wies in der Erhebung von 2009 (Strupler & Wolter 2012) geringfügige Nettokosten auf. Die in der vorliegenden Erhebung ermittelten Bruttokosten, produktiven Leistungen und Nettonutzen liegen dagegen wieder nahe bei der Erhebung aus dem Jahr 2000 (Schweri et al. 2003).

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr123Total
Bruttokosten27 31028 31032 63088 260
+/-1 2009309802 470
Prod. Leistungen 27 98030 09039 29097 360
+/-1 2801 1102 0403 580
Nettonutzen6701 7806 6509 100
+/-1 6701 3902 3504 340

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

In der Abbildung 1 sind die Bestandteile der Bruttokosten genauer dargestellt. Die durchschnittlichen Bruttokosten steigen über die Lehrzeit vor allem wegen der wachsenden Lehrlingslöhne. Die Personalkosten machen im ersten Lehrjahr noch den grössten Kostenblock aus, werden danach jedoch von den Lehrlingslohnkosten überholt. Die Personalkosten sinken mit den Lehrjahren geringfügig von 13 800 auf 10 500 Franken. Ausschlaggebend sind dabei vor allem die wöchentlich von den Ausbildnerinnen und Ausbildnern geleisteten Ausbildungsstunden. Pro Lernende/n betragen sie durchschnittlich 5,6 Stunden pro Woche im ersten, 4,7 Stunden im zweiten und 3,8 Stunden im dritten Lehrjahr. Neben den Lehrlingslohnkosten und den Personalkosten sind die übrigen Kostenbestandteile mit 3000 bis 3500 Franken pro Jahr relativ klein.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Grafik

Die monatlichen Brutto-Lehrlingslöhne sind in der Tabelle 2 aufgeschlüsselt. Der Medianlohn steigt von 750 Franken im ersten bis auf 1400 Franken im dritten Lehrjahr an. Er liegt etwa gleichauf mit dem Durchschnitt aller dreijährigen EFZ-Lehrberufe. Die angegebenen Perzentile geben Auskunft über die Streuung der Löhne zwischen den Betrieben. Diese erweist sich als moderat, da das 25. und das 75. Perzentil relativ nahe beisammen sind.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 123
25. Perzentil7009001 210
Median 7509501 400
75. Perzentil7709801 480

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

In der Abbildung 2 werden die Zeiten der Lernenden am Arbeitsplatz aufgeschlüsselt. Die unproduktiven Zeiten für Übungen nehmen über die Lehrzeit von über 19 Prozent im ersten auf knapp 13 Prozent im dritten Lehrjahr ab. Die produktiven Tätigkeiten, die sonst von Ungelernten erledigt werden müssten, nehmen von 58 auf 37 Prozent ab.

Die produktiven Tätigkeiten, die sonst von Fachkräften erledigt werden müssten, nehmen von 23 auf 50 Prozent zu. Bei diesen Fachkraft-Tätigkeiten steigt der Leistungsgrad der Lernenden im Vergleich zu einer betrieblichen Fachkraft von 39 Prozent im ersten Lehrjahr auf 56 Prozent im zweiten Lehrjahr und 72 Prozent im letzten Lehrjahr.

Vom zweiten zum dritten Lehrjahr nimmt die Anwesenheit der Lernenden im Betrieb deutlich zu, da sie weniger Tage in der Berufsfachschule und in überbetrieblichen Kursen verbringen und stattdessen am betrieblichen Arbeitsplatz produktiv eingesetzt werden können. Dies erklärt den deutlichen Anstieg der produktiven Leistungen und des Nettonutzens (Tabelle 1).

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

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Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Zunächst wurden die Kosten für die Rekrutierung von ausgebildeten Kauffrauen und Kaufmännern über den externen Arbeitsmarkt erhoben. Diese betragen im Schnitt 23 100 Franken für eine Rekrutierung, einschliesslich der Kosten für Auswahlverfahren und Einarbeitung. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – statt Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – sparen die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis rund 11 700 Franken an solchen Rekrutierungskosten ein.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri