Projekt

Gesundheit am Arbeitsplatz: ein vernachlässigtes Thema in der beruflichen Sozialisation von Lernenden

In dieser Studie geht es um gesundheitliche Aspekte von Lernenden am Arbeitsplatz und um ihre entsprechende Sensibilisierung. Damit sollen Erkenntnisse über die verschiedenen Vorstellungen von Gesundheit am Arbeitsplatz während der Berufsbildung gewonnen werden, über die Art und Weise der Vermittlung gesundheitlichen Wissens an Lernende sowie über Hindernisse, die dieser Sozialisation im Wege stehen.

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In der Schweiz, wo die Berufsbildung zu einem grossen Teil im Lehrbetrieb erfolgt, gibt es nur sehr wenige Untersuchungen zum wichtigen Thema der Gesundheit von Lernenden am Arbeitsplatz. Statistiken zur Gesundheit bei der Arbeit junger Beschäftigter und damit auch Lernender haben jedoch gezeigt, dass diese sowohl in körperlicher als auch in psychischer Hinsicht bedeutenden Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind.

Obwohl Lernende in den Statistiken und Studien meist nicht systematisch erfasst werden, so tauchen ihre gesundheitlichen Probleme doch in der allgemeineren Rubrik der Gesundheit von Jugendlichen auf, wo ihre Situation als Lernende und die Bedingungen der Berufsausbildung im Betrieb aber keine Berücksichtigung findet.

Das Projekt soll entsprechende Wissenslücken füllen, indem einerseits die unterschiedlichen Sichtweisen auf Gesundheit am Arbeitsplatz, die in der dualen Berufsbildung verbreitet sind, dokumentiert werden und andererseits die Art und Weiseuntersucht wird, wie diese während der Berufsausbildung vermittelt (oder nicht vermittelt) werden.

In Fortsetzung einer früheren Untersuchung zu betrieblichen Berufsbildnern/innen (SNF Nr. 100017_153323) dient dieses Projekt auch dazu, das theoretische Fundament der soziologischen Betrachtung der beruflichen Sozialisation zu erweitern. Anhand der Ergebnisse können die Berufsbildungsakteurinnen und -akteure ein Verständnis entwickeln, wie präventiv eingewirkt werden kann, um gesundheitliche Risiken zu senken und die Gesundheit am Arbeitsplatz allgemein besser zu schützen.

Methode

Das Projekt verfolgt eine qualitative Methode unter Einbezug von Statistiken zur Gesundheit bei der Arbeit, insbesondere von jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern (BFS, SUVA usw.). Mit einer Dokumentenanalyse (Gesetzestexte, Reglemente der Sozialpartner und der berücksichtigten Unternehmen usw.) wird erfasst, wie Gesundheit am Arbeitsplatz während der dualen Berufsbildung verstanden wird und welche Vorschriften bestehen. Im Mittelpunkt des Projekts stehen halbstrukturierte Befragungen mit 50 Ausbildenden (in Berufsfachschule und Betrieb) in fünf Branchen (Friseur, kaufmännischer Bereich, Baugewerbe, Gastgewerbe, Gesundheitswesen). Ergänzend finden Beobachtungen in den Betrieben statt. In Fokusgruppen sollen schliesslich die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Gesundheit der verschiedenen Berufsbildungsakteurinnen und -akteure miteinander in Austausch gebracht werden (Lernende, Berufsinspektorinnen und Berufsinspektoren und andere Teilnehmende aus Berufsfachschulen).

  • Erstens werden die verschiedenen Vorstellungen von Gesundheit (Risiken, Gefahrenstufe, körperliche Gesundheit, geistige Gesundheit) und ihr Einfluss auf die Vermittlung von Gesundheitswissen ermittelt.
  • Zweitens werden die Vermittlungswege beschrieben: Wie werden die Lernenden auf Gesundheitsfragen angesprochen, in welcher Form, von wem und wann?
  • Drittens geht es darum, Hindernisse für eine erfolgreiche Sozialisation im Hinblick auf Gesundheitsfragen zu ermitteln, seien diese strukturell, sozial oder symbolisch.
Präsentationen