Projekt

Die Berufsbildung als Ort der Geschlechterkonstruktion. Was sagen uns vorzeitige Lehrabbrüche zu diesem Thema?

Obwohl bereits in der Schule eine bestimmte Anzahl Geschlechternormen gebildet werden (durch formal definierte oder auch „heimliche Lehrpläne“), verstärkt die Konfrontation mit der Arbeitswelt eben diese Normen und formuliert zusätzliche, berufsspezifische Normen.

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Die unterschiedlichen Werdegänge auf dem Arbeitsmarkt widerspiegeln also nicht nur die vorgängig durch die schulische Bildung vermittelten geschlechterspezifischen Unterschiede. Daher ist die Berufsbildung der ideale Ort, um die Weitergabe dieser Normen zu beobachten, denn hier wird sowohl die Vermittlung praktischen als auch theoretischen Wissens kumuliert. Zudem spielt sich die Berufsbildung in der realen Arbeitswelt ab, wir befinden uns also in einem Kontext der beruflichen Segregation und der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Dieser neue Kontext verändert das, was die Schülerinnen und Schüler vorher kennen gelernt haben.

Die vorliegende Dissertation untersucht die geschlechterspezifischen Herausforderungen der Berufsbildung, so wie sie Jugendliche, die ihre Lehre vorzeitig abgebrochen haben, in ihren Berichten schildern. Der Akzent liegt damit auf dem, was den Jugendlichen neben dem berufsspezifischen Wissen in Bezug auf die Geschlechternormen (was bedeutet es im Bereich der Berufsbildung, eine Frau oder ein Mann zu sein?) vermittelt wird. Das Phänomen des vorzeitigen Lehrabbruchs betrifft zwar Mädchen und Jungen gleichermassen, die Wahrnehmung des Lehrabbruchs, die spezifischen Situationen sowie die beruflichen Realitäten, die zum Lehrabbruch führten, sind jedoch zusätzlich geprägt durch die berufliche Segregation und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Die Untersuchung des besonderen Status der Lernenden zeigt auch, dass den Jugendlichen durch die Zuweisung bestimmter Arbeiten die geschlechterspezifische Arbeitsteilung und die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse vermittelt werden. All dies sind Elemente, die die jungen Erwachsenen in ihrem Leben umsetzen, sei dies in der Arbeitswelt oder anderswo in der Gesellschaft.

 

Betreuende Dissertation:

  • Prof. Dr. Patricia Roux (Universität Lausanne)
  • Prof. Dr. Nicky Le Feuvre (Universität Lausanne)
  • Prof. Dr. Pascale Molinier (Universität Paris XIV)
  • Prof. Dr. Gilles Moreau (Universität Poitiers)
Methode

Qualitativ, Audio-Daten, halbstrukturierte Interviews, Untersuchung des thematischen Inhalts. Die kumulative Dissertation basiert auf bereits publizierten Artikeln und der Sekundäranalyse von Daten.