Projekt

Studie zum Wert von Ausbildungen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt

In der Studie sollen verschiedene Ausbildungen hinsichtlich späterem Arbeitsmarkterfolg evaluiert werden, was an vergangene Studien zu diesem Thema anknüpft. Des Weiteren ist eine Untersuchung gewünscht, welche eruiert, wie sich der Wert der Ausbildungen über die Zeit entwickelt hat und warum.

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In einem ersten Schritt sollte die Studie zunächst die bisherigen Erkenntnisse zum Wert von formalen Ausbildungen auf dem Arbeitsmarkt zusammenfassen. Dabei wurde die relevante wissenschaftliche Literatur im Schweizer Kontext berücksichtigt.

In einem zweiten Schritt sollten unterschiedliche Arbeitsmarkt-Outcomes nach Bildungsabschlüssen verglichen werden. Dabei wurden die folgenden Kerngrössen untersucht:

  • Erwerbsintegration und Beschäftigungsgrad
  • Erwerbs- und Arbeitslosigkeit
  • Stundenlohn und Erwerbseinkommen
  • Arbeitsbedingungen und Jobqualität
  • Bildungsadäquate Beschäftigung

Zentrale Fragen in diesem Zusammenhang waren, wie eng und in welchen Dimensionen höhere Bildungsabschlüsse verschiedener Stufen mit besseren Arbeitsmarkt-Outcomes verbunden sind und wie sich diese Zusammenhänge über die letzten 20 Jahre entwickelt haben. In diesem Kontext sind auch die folgenden Fragen berücksichtigt worden: Wie hat sich die Situation der Hochqualifizierten und wie diejenige in den niederschwelligen Berufen entwickelt? Welche Rolle spielen angebotsseitig die demografische Entwicklung, die Zuwanderung, die Arbeitsmarktpartizipation von Frauen und die Bildungsexpansion für den Wert einzelner Ausbildungen?

In einem dritten Schritt standen die Arbeitsmarktergebnisse der Berufsbildung im Zentrum. Wie hat sich insbesondere der Wert einer Berufslehre entwickelt? Gibt es Unterschiede entlang soziodemografischer Kriterien (bspw. zwischen Frauen und Männern)? Anknüpfend an die bestehende Literatur wurden die häufigsten Berufsbildungsgänge nach den in Punkt 3.2 aufgeführten Kerngrössen analysiert (bspw. Ausbildungen zu Kauffrau/-mann, Detailhandelsfachfrau/-mann, Fachfrau/-mann Gesundheit, Betreuung, Informatiker/in). Welche Karrieren lassen sich heute mit einer Berufslehre als höchsten Abschluss verwirklichen? Was hat sich diesbezüglich in den letzten 20 Jahren verändert? Welche Rolle spielen die höhere Berufsbildung und die Fachhochschulen für den Arbeitsmarkt und Arbeitsmarkterfolg? Gibt es Unterschiede zwischen den Berufen? Welche Abschlüsse wurden auf dem Arbeitsmarkt besonders stark nachgefragt und was lässt sich daraus über die Nachfrage nach unterschiedlichen, allenfalls auch neuen Kompetenzen ableiten?

Methode
  • Deskriptive statistische Methoden
  • lineare Regressionsmodelle
  • Quantilsregressionen
Ergebnisse

Der vorliegende Bericht beschreibt, wie sich die individuellen Chancen und Risiken auf dem Schweizer Arbeitsmarkt für Personen mit unterschiedlichen Bildungsverläufen bzw. - abschlüssen unterscheiden - und wie sich diese Unterschiede über die letzten 20 bis 25 Jahren verändert haben. In einem ersten Schritt zeichnen wir anhand von verschiedenen Datenquellen die Veränderung in der Bildungsstruktur über diesen Zeitraum nach. Dabei zeigen sich deutliche Veränderungen, insbesondere hat sich der Anteil an Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe deutlich erhöht. Hinter dieser Entwicklung stehen u.a. ein allgemeiner Trend zur Höherqualifizierung, eine Verschiebung zu höheren Qualifikationen bei zugewanderten Personen und eine zunehmende Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen. Im Hauptteil der Studie wird die Beschäftigungs- und Lohnsituation von Personen mit unterschiedlicher Bildung beschrieben und mit der subjektiven Einschätzung der Arbeitssituation durch die Erwerbstätigen ergänzt. Wir beschreiben zunächst die Integration von Personen mit unterschiedlichen Bildungsverläufen in den Arbeitsmarkt. Dabei finden wir einerseits deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bildungsgruppen, andererseits lassen sich über die Zeit nur wenige nennenswerte Veränderungen feststellen. Ein ähnliches Muster lässt sich bezüglich des durchschnittlichen Lohnsatzes nach Bildungsgruppe beobachten. Wir finden einerseits sehr deutliche Unterschiede im Medianlohn zwischen Personen mit unterschiedlichem Bildungsabschluss, andererseits sind diese Lohnunterschiede über die Zeit erstaunlich stabil. Dies gilt darüber hinaus nicht nur für den Medianlohn, sondern beinahe analog auch für die jeweiligen Tief- und Hochlöhne in den verschiedenen Bildungsgruppen. Der Vergleich mit der Veränderung der aggregierten Lohnverteilung legt zudem nahe, dass der Anstieg im aggregierten Lohnsatz wesentlich auf die Erhöhung des Anteils Personen mit höheren Abschlüssen und gleichzeitig höheren Löhnen zurückzuführen ist. In einem weiteren Schritt dokumentieren wir, dass sich die Lohnverteilungen der verschiedenen Bildungsverläufe ebenfalls sehr deutlich überschneiden, was unter anderem auf grosse und über die Zeit persistente Lohnunterschiede zwischen verschiedenen Branchen zurückzuführen ist.

Insgesamt lassen sich darüber hinaus kaum Hinweise auf eine Abwertung der berufsbildenden Abschlüsse im Beobachtungszeitraum finden. Betrachtet man die relative Lohnentwicklung, so führte der wachsende Anteil an Erwerbspersonen mit höheren Abschlüssen zu einer scheinbaren Abwertung aller Bildungsabschlüsse. Wie die Studie zeigt, stecken dahinter keine absoluten Abwertungen von Ausbildungen, sondern relative Verschiebungen in der Qualifikationsstruktur der Erwerbsbevölkerung. Schliesslich zeigt sich, dass die mit einem Bildungsabschluss assoziierten Beschäftigungs- und Lohnchancen nur einen beschränkten Einfluss auf die subjektive Zufriedenheit einer Person mit ihrer eigenen Arbeitssituation haben. Dies deutet darauf hin, dass objektive Arbeitsmarktindikatoren wie Erwerbslosigkeitsrisiko oder Lohnsatz keine vollständige Beurteilung des individuellen Werts von Bildungsabschlüssen erlauben.