Projekt

Wirkungen der Video-Annotation auf das berufliche Lernen und die Entwicklung von Lehrpersonen

Diese Doktorarbeit befasst sich mit dem Einsatz von Video-Annotationen zur Förderung des Lernens und der Entwicklung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen.

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Die zunehmende Verbreitung von Lerntechnologien und aktiven Lernformen hat dazu geführt, dass neue digitale Hilfsmittel zur Lernunterstützung und zur Kompetenzentwicklung am Arbeitsplatz entworfen werden. Insbesondere Videos wurden seit ihrer Einführung im Fernsehen in den 1960-er Jahren auch im Bildungsbereich eingesetzt. Neuere digitale Nutzungsformen machen es inzwischen möglich, dass Betrachterinnen und Betrachter miteinander geteilte Video-Inhalte mit Annotationen versehen können.

Solche Video-Annotationen werden definiert als auf eine asynchrone Plattform hochgeladene und einem Videoabschnitt zugeordnete Textbotschaften, die , die für die Betrachterinnen und Betrachter auf dem Bildschirm eingeblendet werden und wieder verschwinden (Howard, 2012, S. 211).

Die Beschreibung der Eigenschaften von Video-Annotation-Tools kann zur Definition des Untersuchungsgegenstands herangezogen werden. So beschreiben etwa Rich und Trip (2011, S. 16) Video-Annotations-Tools als Online- oder Offline-Programme, mit denen die Nutzerinnen und Nutzer Videoabschnitte markieren und mit schriftlichen, gesprochenen oder visuellen Kommentaren versehen können. Anhand dieser ‘Clips’ lassen sich dann Muster in der Unterrichtspraxis einer Lehrperson erkennen.

Eine umfassende Definition der Video-Annotation, die sowohl technische als auch pädagogische Aspekte berücksichtigt, scheint in der wissenschaftlichen Literatur jedoch noch zu fehlen. Trotz der verbreiteten Einbindung von Videotechnologien und Video-Annotationen in der Lehrerbildung gibt es noch viel zu tun, um die Vorgaben für eine  wirkungsvolle Gestaltung entsprechender Lern- und Unterrichtsinstrumente präziser fassen zu können.

In der Doktorarbeit werden folgende Fragestellungen untersucht:

  1. Worin besteht der technische und pädagogische Aufforderungscharakter (Affordanz) der Video-Annotation, und wie kann dieser für eine umfassende Definition des Untersuchungsgegenstands genutzt werden?
  2. Unter welchen Unterrichtsbedingungen können Video-Annotationen das Lernen und die berufliche Entwicklung fördern?
  3. Erzielt man mit Video-Annotationen einen grösseren Lerneffekt, wenn sie emotionale Konnotationen wie Emoticons enthalten?

Zur Beantwortung der ersten Frage wird ein systematischer Überblick über die wissenschaftliche Literatur zur Video-Annotation erstellt. Gemäss dem methodischen Vorgehen von Petticrew und Roberts (2006) werden wir die seit 2000 veröffentlichte Literatur untersuchen, um wirksame Video-Annotations-Tools zur Förderung des Lernens und der Entwicklung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen zu identifizieren. Dabei werden sowohl die technischen als auch die pädagogischen Merkmale dieser Tools berücksichtigt. Die neuesten identifizierten Tools werden anschliessend genauer analysiert. Solche Studien können hilfreich sein für das Design entsprechender Unterrichtsinstrumente und auch für Lehrpersonen, die für einen bestimmten Unterrichtsrahmen ein passendes Video-Annotations-Tool suchen. Deshalb wird eine Liste der verfügbaren Video-Annotations-Tools erstellt und während der Doktorarbeit laufend aktualisiert.

Die zweite Frage wird anhand verschiedener Fallstudien beantwortet, in denen die Video-Annotation in der Lehrerbildung genutzt wurde. Im Fokus steht dabei insbesondere die Analyse von Best-Practice-Beispielen, in denen die Video-Annotation eingesetzt wurde, um das Lernen und die berufliche Entwicklung von aktiv tätigen Lehrpersonen zu fördern.

Die dritte Frage wird mittels einer empirischen Studie untersucht, in der die Effekte eines Video-Annotations-Tools auf das emotionale Lernen analysiert werden. Da das menschliche Hirn kein rein kognitives Informationsverarbeitungssystem ist, sondern affektive und kognitive Funktionen untrennbar miteinander verknüpft sind (Shen, 2009), wird ein Szenario entworfen, in dem Berufslernende im Betrieb in emotional geprägten Arbeitssituationen angeleitet werden. Die Gestaltung dieses Szenarios wird sich auf die Erkenntnisse der Literaturanalyse zur Rolle des emotionalen und affektiven Lernens in Bildungsprozessen stützen. Zur Studie gehören auch Prä-Post-Messungen unter kontrollierten Vergleichsbedingungen.

Die Doktorarbeit soll einen wissenschaftlichen Beitrag zum Digitalisierungsprojekt und zur Forschung im Bereich Unterrichtstechnologien, computergestütztes Lernen und berufliche Weiterbildung liefern. Die Ergebnisse zum Einsatz von Video-Annotations-Tools sollen laufend an Konferenzen, Workshops und Vorträgen im Bildungs- und Berufsbildungsbereich vorgestellt werden.

 

Betreuende Dissertation: