Die Rolle der Ausgestaltung der beruflichen Grundbildung für den frühen Berufsverlauf

Das Schweizer Bildungssystem zeichnet sich durch eine hohe Berufsspezifität aus, die zu einer engen Verknüpfung von Ausbildungsberuf und anschliessendem Erwerbsberuf sowie zu einer geringen beruflichen Mobilität im Erwerbsverlauf führt. In international vergleichenden Studien werden die Vorteile einer solchen spezifischen Berufsausbildung hervorgehoben.

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In Ländern mit einem starken dualen Berufsbildungssystem erleben Personen mit einer Berufsbildung einen schnellen Übertritt in den Arbeitsmarkt und vergleichsweise hohe Einstiegslöhne.

Allerdings wird in dieser vergleichenden Forschung häufig übersehen, dass es auch innerhalb eines Berufsbildungssystems erhebliche Unterschiede in den institutionellen Merkmalen gibt, die zu unterschiedlichen Arbeitsmarkterträgen nach der Berufsausbildung führen können. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Dissertation untersucht, inwieweit institutionelle Dimensionen des Schweizer Berufsbildungssystems die Löhne bzw. die Lohnentwicklung, die Statusmobilität und den Übergang in eine weiterführende, tertiäre Ausbildung beeinflussen.

Wichtigste Resultate:

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Löhne, die Statusmobilität und die Übergänge in die tertiäre Ausbildung auch innerhalb berufsspezifischer Ausbildungssysteme deutlich unterscheiden.

  • Verschiedene Formen von Kenntnissen (allgemein, spezifisch) und die Art der Wissensvermittlung (praktisch, theoretisch) sind besonders wichtig für Löhne und Statusentwicklung während der frühen Karriere, während die vertikale Differenzierung (verschiedene Leistungsniveaus im Berufsfeld, etwa EBA und EFZ)der Ausbildungsberufe erst längerfristig einen positiven Effekt zeigt.
  • Die Differenzierung des Effekts der Spezifität auf die Löhne entlang des Geschlechts und der Geschlechtertypologie der Berufe eröffnet neue Möglichkeiten, den Gender Pay Gap zu verstehen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Renditen für berufsspezifische und allgemeine Kenntnisse von Männern und Frauen durch ein komplexes Zusammenspiel zwischen Geschlecht, Kompetenzausstattung und geschlechtsspezifischen Leistungserwartungen bestimmt werden.
  • Schliesslich zeigt die Analyse verschiedener Arbeitsmarktsegmente, dass selbst im gleichen Ausbildungsberuf das Segment des Ausbildungsbetriebs einen Unterschied macht, was herkunftsbedingte Bildungsungleichheiten kompensieren kann.
  • Personen mit einer Berufsbildung, die in einem Arbeitsmarktsegment mit institutionalisierten Karrieremöglichkeiten ausgebildet wurden, nehmen mit höherer Wahrscheinlichkeit eine tertiäre Ausbildung auf als diejenigen, die in einem Segment ohne institutionalisierte Karrieremöglichkeiten ausgebildet wurden.
  • Insbesondere Personen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Hintergrund profitieren von einer Ausbildung im primären Segment.
  • Zudem zeigen die Ergebnisse, dass die Ausgestaltung des Betriebes und des Berufs eine Rolle für den Arbeitsmarkterfolg von Personen mit unterschiedlichem Geschlecht und unterschiedlicher sozialer Herkunft spielt.