«Der praktische Charakter des Kurses war sehr erfrischend»

Florus Prinsloo berät Führungskräfte, fördert das lebenslange Lernen und entwickelt qualitativ hochstehende Berufsbildungslösungen in Südafrika. Letzten Herbst absolvierte er den Kurs «Quality VET in Switzerland – how and why it works» an der Swiss International VET Academy der EHB.

Zwei Strichmänner stehen auf zwei Bücherstapeln und reichen sich die Hand.
Illustration von Zélia Duc, erstes Studienjahr Höhere Fachschule für Comic und Illustration in Genf
EHB

Interview: Marina Grolimund

Herr Prinsloo, was treibt Sie an, die duale Berufsbildung in Südafrika zu fördern?
Viele Leute in Südafrika betrachten die Berufsbildung als einen wichtigen Faktor, der hilft, die Arbeitslosigkeit zu verringern, insbesondere bei jungen Menschen. Die Arbeitslosigkeit bei Personen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren liegt derzeit bei rund 60 Prozent. Meiner Meinung nach sind die Chancen junger Menschen auf einen Arbeitsplatz umso grösser, je dualer das Berufsbildungssystem ist. Ich denke, dem Arbeitsmarkt ausgesetzt zu sein, verleiht dem Lernen einen echten Wert. Und natürlich ermöglicht dieses System den jungen Menschen auch, etwas Geld zu verdienen.

Sehen Sie bereits Auswirkungen?
Ja, aber sehr begrenzt. Das ist jedoch eher eine Folge der beschränkten Möglichkeiten, welche die Arbeitgebenden – insbesondere in der Privatwirtschaft – auf dem Arbeitsmarkt anbieten, als eine Folge des mangelnden Willens der jungen Menschen, diese Möglichkeiten zu nutzen. Wenn die Wirtschaft wächst, wird sich diese Situation hoffentlich verbessern.

Die meisten Unternehmen befürworten es sehr, Ausbildungsplätze für Lernende zu schaffen. Das schleppende Wirtschaftswachstum hindert sie aber oft daran. Diejenigen Unternehmen, die Lernende ausbilden, benötigen eine beträchtliche finanzielle Unterstützung. Diese erhalten sie in Form von Fördergeldern und Steuervergünstigungen, was jedoch grosse und/oder profitable Unternehmen begünstigt.

Florus Prinsloo
Florus Prinsloo
zVg

Was war im Kurs über das Schweizer Berufsbildungssystem besonders interessant für Sie?
Der praktische Charakter des Kurses mit täglich mehreren Besuchen bei Schulen, Unternehmen und Ausbildungszentren war sehr erfrischend. Es gab nur wenig Zeit im Klassenzimmer, was den dualen Charakter des Lernens in der Schweiz unterstrich. Was mich jedoch besonders beeindruckte, waren die Berufsinformationszentren und die Art und Weise, wie sie jungen Menschen – und ihren Eltern – schon im sehr frühen Alter von 12 bis 14 Jahren dabei helfen, sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft zu machen. Diese frühe Auseinandersetzung mit den Tücken des Arbeitsmarktes ist eine ungemein wertvolle Erfahrung für junge Menschen. Daran mangelt es in Südafrika leider sehr.

Was war für Sie die hilfreichste Erkenntnis in dieser Kurswoche?
Der integrierte Charakter des schweizerischen Bildungssystems ist mir schon seit einiger Zeit bekannt. Was ich hingegen nicht wusste, ist, dass es in diesem System möglich ist, durch berufsbegleitende Weiterbildung aufzusteigen.

  • Marina Grolimund, MSc, wissenschaftliche Mitarbeiterin Internationale Beziehungen, EHB

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