Das Studium eröffnet vielfältige Chancen

Die zunehmende Professionalisierung in der Berufsbildung erfordert Spezialistinnen und Spezialisten mit transversaler Fachexpertise. Der Bachelor of Science in Berufsbildung bildet Berufsleute dazu aus, diese herausfordernde Entwicklung souverän zu begleiten.

vier junge Menschen diskutieren miteinander
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Von Barbara Wildermuth und Thomas Ruoss

Die Ausbildung von Spezialistinnen und Spezialisten der Berufsbildung ist ebenso dynamischen Entwicklungen unterworfen wie die Berufsbildung selbst. In diesem Herbst starteten zum dritten Mal Studierende ins vierjährige Bachelorstudium (BSc) in Berufsbildung an der EHB. Sowohl der Studienplan als auch die Modulstruktur haben sich seit der ersten Durchführung im Jahr 2019 weiterentwickelt.

Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen sind insbesondere die Vermittlung einer digitalen Professionalität, die Begleitung des Transfers zwischen Studium und den Berufsfeldern der Studierenden sowie die methodische und quellenkritische Ausbildung der Studierenden stärker in den Mittelpunkt gerückt. Die folgenden drei Porträts von Absolventinnen und Absolventen des berufsbegleitenden BSc in Berufsbildung zeigen beispielhaft, wie vielfältig die Profile dieser Fachpersonen sind.

Vom Pflegefachmann zum Teamleiter

Joël Zbinden arbeitet als Teamleiter Berufsbildung und Bildungskoordinator. In dieser Funktion ist er am Kantonsspital Baden dafür zuständig, das Ausbildungskonzept strategisch weiterzuentwickeln. Ebenso gehört es zu seinen Aufgaben, die Ausbildung von rund 450 Lernenden und Studierenden aus 26 Berufen zu konzipieren, zu organisieren und zu koordinieren.

Vor seinem Studium war der Pflegefachmann HF mit Nachdiplomstudium in Anästhesiepflege einige Jahre als Bildungsverantwortlicher am Universitätsspital Zürich tätig.

Nach dem Forschungspraktikum während des Studiums erhielt er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Dank dieser Mitarbeit in der Bildungsforschung konnte er sein Wissen und Handeln auf verschiedenen Ebenen vertiefen. «Die Verzahnung von Theorie und Praxis befähigt mich, aktuelle Bildungsthemen und Trends auf der Basis wissenschaftlicher Konzepte zu beurteilen und eine moderne Berufsbildung zu gestalten», sagt er.

Diese Kompetenzen sind in seiner jetzigen Position von grossem Wert und fliessen in die tägliche Arbeit von Joël Zbinden ein. Obwohl er in einer anspruchsvollen Führungsfunktion wieder in den Gesundheitsbereich zurückgekehrt ist, lässt ihn sein Forschungsinteresse nicht los. Sein nächstes berufliches Ziel ist ein Masterstudium in Erziehungswissenschaften.

Portrait des Studenten Joël Zbinden
«Die Verzahnung von Theorie und Praxis befähigt mich, eine moderne Berufsbildung zu gestalten.»
Joël Zbinden

Vom Klassenzimmer in die Schulentwicklung

Patricia Monnard ist Berufsfachschullehrerin mit Leib und Seele. Sie unterrichtet angehende Kaufleute von der EBA- bis zur EFZ-Ausbildung mit Berufsmaturität. Ihre Begeisterung für das Unterrichten hat sich während ihres Studiums noch vertieft. Die Beschäftigung mit den interdisziplinären Inhalten ermöglichte es Patricia Monnard, ihr berufliches Handeln aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und zu reflektieren. «Durch das Studium konnte ich meinen Horizont über das Klassenzimmer hinaus erweitern», sagt sie.

Das hilft ihr in ihrem Schulalltag. Heute kann sie viele Situationen im Unterricht differenzierter angehen. Im Zuge der KV-Reform konnte sie ihre erweiterte Fachkompetenz aus dem Studium ins Projekt «KV Ost» einfliessen lassen. Ihre Schulleitenden der Handelsschule KV Schaffhausen anerkennen und schätzen ihre fachliche Expertise, die sie durch das Studium gewonnen hat. Dies eröffnete Patricia Monnard die Möglichkeit, in der Schulentwicklung Fuss zu fassen.

Ihr durch das Studium geschärfter Blick, insbesondere für Trends in der Berufsbildung, ist im schulischen Kontext sehr gefragt. Gleichzeitig setzt sich Patricia Monnard besonders gerne für schwächere oder beeinträchtigte Lernende ein. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Berufsfachschulen für entsprechende Themen wie beispielsweise den Nachteilsausgleich zu sensibilisieren.

Portrait der Studentin Patricia Monnard
«Durch das Studium konnte ich meinen Horizont über das Klassenzimmer hinaus erweitern.»
Patricia Monnard

Von der Kommunikation in die Berufsberatung

Nadine Landolt hat bereits einige berufliche Stationen hinter sich. Die Kommunikationsplanerin mit eidgenössischem Fachausweis betreute Asylsuchende und leitete danach mehrere Jahre die Stipendienstelle des Kantons Glarus. Anschliessend absolvierte sie die Berufsmaturität und nahm ihr Bachelorstudium an der EHB auf.

Auf den Studiengang stiess sie, weil sie sich seit jeher für Bildung interessierte, sich aber keine Zukunft als Lehrerin vorstellen konnte. Sie wollte Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, ohne eine personelle Führung anzustreben. Ein Praktikum ermöglichte ihr den Einstieg in die Berufsberatung, wo sie vor allem Erwachsene in verschiedenen Phasen ihrer beruflichen Laufbahn berät und begleitet. «Der Kern meiner Tätigkeit ist es, meinen Klientinnen und Klienten zuzuhören und ihnen einen Weg aufzuzeigen», sagt sie. Dabei helfen ihr sowohl ihr Fachwissen aus dem Bachelorstudium als auch ihre vielfältige Berufserfahrung.

Ausserdem konnte sie am Projekt «viamia» mitarbeiten, einer beruflichen Standortbestimmung für Personen ab 40 Jahren. Mit ihrem Hochschulabschluss hat Nadine Landolt bereits viel erreicht. Trotzdem macht sie sich Gedanken, wie sie ihre Expertise noch vertiefen könnte: Der MAS in Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung wird vielleicht die nächste Etappe in ihrer Bildungsbiografie sein.

Portrait der Studentin Nadine Landolt
«Der Kern meiner Tätigkeit ist es, meinen Klientinnen und Klienten zuzuhören und ihnen einen Weg aufzuzeigen.»
Nadine Landolt