Sinn oder Status – was die eigene Laufbahn prägt

Laufbahnen verändern sich – und mit ihnen auch das Laufbahnverständnis. Traditionelle Konzeptionen gehen von einem linearen Berufsaufstieg innerhalb eines Betriebs und von Statusorientierung aus. Neuere Modelle stellen selbstgesteuerte Laufbahnwege nach persönlichen Werten in den Fokus.

Drei verschiedene Menschen stehen auf drei Plattformen von welchen jeweils eine Rühre mit bunten Formen wegläuft
Illustration von Enola Zürcher, erstes Lehrjahr Fachklasse für Grafik, Schule für Gestaltung und Hochschule für Kunst Wallis
EHB

Von Fabienne Lüthi und Philippe Saner

Individualisierte Arbeitsformen, flexibilisierte Arbeitsmärkte und gesellschaftlicher Wertewandel haben sowohl die Anforderungen als auch die Bedürfnisse an berufliche und betriebliche Karriere- und Laufbahnmodelle verändert. Insbesondere postmaterialistische Werthaltungen kennzeichnen heute die Laufbahngestaltung vieler Berufstätiger. Das führt zu einem neuen Laufbahnverständnis. Die traditionelle Laufbahn gilt dann als erfolgreich, wenn jemand ein hohes Gehalt und eine gute Position innehat. Nach dem proteischen Verständnis bedeutet Erfolg, dass jemand seine Arbeit als sinnvoll wahrnimmt, zufrieden ist mit seinem Tätigkeitsfeld und sich mit seinem/ihrem Beruf verbunden fühlt.

Alternative zur traditionellen Laufbahn

Transitionen beziehungsweise Übergangsmomente sind oft mit Chancen und Herausforderungen verbunden: Die neue Arbeitsstelle, der Wechsel des Berufsfeldes, eine Weiterbildung oder die Gründung eines eigenen Unternehmens werden als Treiber für Veränderung, möglicherweise gar für beruflichen und sozialen Aufstieg wahrgenommen. Die proteische Laufbahn als Alternative zum  normativen «immer mehr» und «immer höher» ist folglich sehr positiv konnotiert. Gleichzeitig stellt sie aber  auch hohe Anforderungen an Berufstätige: Den Verzicht  auf hohes Einkommen und Statusorientierung muss man sich leisten können, er ist also mit gewissen Risiken verbunden.

Bewusstsein für unterschiedliche Laufbahnverläufe

Im Modul «Berufliche Laufbahnen» des Bachelorstudiengangs in Berufsbildung der EHB werden Berufslaufbahnen aus psychologischer und soziologischer Perspektive  beleuchtet. Studierende werden zu reflexiven Praktikerinnen und Praktikern ihrer eigenen Laufbahngestaltung  und entwickeln ein Bewusstsein dafür, wie unterschiedlich Laufbahnen verlaufen können.

Als künftige Spezialistinnen und Spezialisten sollen sie sich dieser Unterschiede, Chancen und Herausforderungen nicht nur bewusst sein, sondern ihr Wissen in die Praxis umsetzen können: zum Beispiel in Bezug auf die Frage, wie sie Ausbildungsgefässe in Betrieben konzipieren können, die sich nicht mehr ausschliesslich an traditionellen Laufbahnmotiven orientieren.

  • Dr. Fabienne Lüthi, Senior Lecturer BSc in Berufsbildung, EHB
  • Dr. Philippe Saner, Senior Lecturer BSc in Berufsbildung, EHB (bis Ende Juli 2022)