Der vorläufige Höhepunkt der Laufbahn

Barbara Frei und Joseph Isabella absolvieren an der EHB ihren Master of Science in Berufsbildung. Wie die meisten Studierenden haben sie sich im Laufe ihres Berufslebens bereits einiges an Wissen und Erfahrung in der Berufsbildung angeeignet. Das Studium ermöglicht ihnen, ihr Know-how wissenschaftlich zu vertiefen.

Portrait der Studierenden Barbara Frei
Merkte in ihrem Berufsalltag, dass sie über vieles in der Berufsbildung gerne mehr wissen möchte: Barbara Frei

Von Jolanda Kieliger und Jackie Vorpe

Barbara Frei ist gelernte Pflegefachfrau. Sie arbeitet zurzeit als Verantwortliche Höhere Berufsbildung Gesundheit bei der Organisation der Arbeitswelt (OdA) Gesundheit und Soziales St. Gallen. Zugleich ist sie Chefexpertin für das Qualifikationsverfahren im Beruf Fachmann/-frau Gesundheit. Joseph Isabella startete mit einer Lehre als Elektroniker ins Berufsleben. Heute ist er als Ausbildungsberater am Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Bern tätig. Beide Masterstudierenden sind gleichermassen begeistert von der Berufsbildung. Das im Studium Erlernte können sie jetzt schon in ihrem Arbeitsalltag anwenden.

Die Komplexität der Berufsbildung verstehen

Nach ihrer Ausbildung an der ehemaligen Gesundheits- und Krankenpflegeschule Herisau war Barbara Frei bald einmal in der Berufsbildung tätig. Sie absolvierte Erwachsenenbildungskurse des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung (SVEB), anschliessend den Bachelor of Science Pflege an der Fachhochschule OST in St. Gallen. Eines Tages wurde sie auf eine offene Stelle bei der OdA Gesundheit und Soziales St. Gallen aufmerksam. Einmal eingestellt, unterrichtete sie parallel dazu an einer Berufsfachschule und absolvierte in der Folge die Ausbildung zur Lehrperson für Berufskundeunterricht an der EHB. Bei ihrer Arbeit als Verantwortliche Höhere Berufsbildung Gesundheit fiel ihr regelmässig auf, wie unterschiedlich die Berufsbildung in den Kantonen organisiert ist. Immer wieder stellten sich ihr Fragen rund um das Thema. Mit Antworten wie «Es war schon immer so» gab sich Barbara Frei nicht zufrieden. «Ich merkte immer mehr, dass ich selbst gerne mehr dazu wissen möchte», sagt sie.

«Weiterbildung ist die Nahrung, die ich für mein Leben brauche. Ich sauge interessante Inhalte wie ein Schwamm auf.»
Barbara Frei

Dieses Gefühl und die Neugierde, die sie spürte, motivierten sie für das Masterstudium in Berufsbildung. Das Berufsbildungssystem der Schweiz ist von vielen Faktoren beeinflusst. «Diese Mehrfachperspektive und diese Komplexität faszinieren mich», betont sie. Im Studium kann Barbara Frei den Blickwinkel auf verschiedene Fragestellungen ausrichten. Wichtig sind Barbara Frei Vorbilder. Eines dieser Vorbilder sagte ihr: «Mach, was dir Freude bereitet.» An diesen Leitsatz hat sie sich immer gehalten. Die Freude am Lernen und das Interesse, mehr zu wissen, spornen sie an. «Weiterbildung ist die Nahrung, die ich für mein Leben brauche», sagt sie. «Ich sauge interessante Inhalte wie ein Schwamm auf.» Die Gesundheitsberufe liegen ihr speziell am Herzen. Barbara Frei fühlt sich in ihren beiden Funktionen als Dreh- und Angelpunkt mit einer starken Verbindung zur Theorie und viel Herz für die Praxis. Nach Abschluss des Studiums wird sie nicht ruhen und sich ganz nach ihrem Lebensmuster privat und beruflich weiterbilden.

Mit dem Studium schliesst sich der Kreis

Portrait des Studierenden Joseph Isabella
Ist begeistert von der Berufsbildung und seit neun Jahren als Ausbildungsberater tätig: Joseph Isabella

Joseph Isabella verfügt bereits über zahlreiche Aus- und Weiterbildungen. Einige Jahre nach der Lehre als Elektroniker schloss er an der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen den Bachelor of Science EHSM in Sports ab, danach die höhere Fachschule als Elektrotechniker. Vor seinem Start ins Studium an der EHB erwarb er zudem den eidgenössischen Fachausweis zum Berufsbildungsfachmann. Die Begeisterung für die Berufsbildung brachte ihn vor neun Jahren an das Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Bern, wo er seither als Ausbildungsberater tätig ist. Vom Lernenden zum Berufsbildner, von der Lehrperson an der Berufsfachschule zum Prüfungsexperten und zum Ausbildungsberater: « Ich sammelte durch die unterschiedlichen Funktionen viel Erfahrung und erlebte die Berufsbildung aus unterschiedlichen Perspektiven», sagt Joseph Isabella. Mit seinem Masterstudium schliesst er diesen Prozess ab und kann sein Wissen mit einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise weiterentwickeln.

«Ich sammelte viel Erfahrung und erlebte die Berufsbildung aus unterschiedlichen Perspektiven.»
Joseph Isabella

Er kann fortan nicht nur auf operativer, sondern auch auf institutioneller und strategischer Ebene tätig sein, um so komplexe Herausforderungen in der Berufsbildung anzunehmen und mitzugestalten. Dank der wissenschaftlichen Herangehensweise und den breit gefächerten Inhalten des Masterstudiengangs ist er in der Lage, Trends zu antizipieren sowie Strategien und Konzepte zu entwickeln. Joseph Isabella plant sein berufliches Leben ganz im Sinne des lebenslangen Lernens: «Alle fünf Jahre überlege ich mir, ob ich beruflich dort stehe, wo ich stehen wollte.» Für ihn besteht lebenslanges Lernen aus Phasen zielgerichteten Lernens und aus Phasen mit erfahrungsbasiertem, weniger strukturiertem Lernen. Letzteres findet immer und überall statt: im Sein, während der Arbeit, im Austausch mit anderen. Wie wird es nach dem Studienabschluss für Joseph Isabella weitergehen? «Ich will lernen, in meinem Garten Polygonalplatten zu verlegen», sagt er. Die nächste Lernphase ist also bereits in Sicht.

- Jolanda Kieliger, MA, wissenschaftliche Mitarbeiterin Master in Berufsbildung, Lehre, EHB

- Dr. Jackie Vorpe, MSc, wissenschaftliche Mitarbeiterin Master in Berufsbildung, Lehre, EHB