Projekt

Drei Beiträge in angewandter Mikroökonomie mit einem Fokus auf die Berufsbildung

Die ersten beiden Teile der vorliegenden Dissertation befassen sich mit der Bereitstellung von Lehrstellen durch Betriebe in der Schweiz. Dabei wurde erstens der Einfluss der Zuwanderung auf die Ausbildungstätigkeit der Betriebe untersucht und zweitens gefragt, wieso die Ausbildungsbeteiligung der Firmen in der Deutschschweiz höher ist als in der lateinischen Schweiz. Im dritten Teil der Dissertation wurde untersucht, wie im Zuge des fortschreitenden technologischen Wandels «Mismatches» zwischen gelernten und ausgeübten Berufen auf individuelle Löhne auswirken.

Adobe Stock / Dragana Gordic

Die Dissertation besteht aus drei selbständigen Kapiteln.

Das erste Kapitel untersucht den Einfluss der Zuwanderung durch Grenzgänger/innen auf das Ausbildungsverhalten der Betriebe in der Schweiz. A priori wird angenommen, dass eine Ausweitung des Arbeitskräfteangebots durch Zuwanderung zu einer teilweisen Substitution der betrieblichen Ausbildung führt. Einerseits können ausländische Arbeitskräfte Lernende, die bereits während der Lehre produktiv tätig sind, direkt ersetzen. Andererseits senken ausländische Arbeitskräfte die Rekrutierungskosten für Schweizer Firmen, so dass sich für diese der Anreiz in die Ausbildung von Nachwuchs zu investieren verringert.

Ergebnisse:

Die durchgeführten Analysen nutzten den Umstand, dass Grenzgänger/innen vor allem in Betrieben entlang der Landesgrenzen arbeiten. Dadurch lässt sich das Ausbildungsverhalten von grenznahen Betrieben, die relativ häufig Grenzgänger/innen einstellen, mit solchen vergleichen, die das kaum tun. Gemäss diesen Analysen führte die Zunahme von Grenzgänger/innen zwischen 1995 und 2008 zu ungefähr 3,500 weniger Ausbildungsplätzen; dies entspricht etwa zwei Prozent aller in der Schweiz angebotenen Lehrstellen.

Das zweite Kapitel geht der Frage nach, wieso die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in der Deutschschweiz über jener in der latinischen Schweiz liegt. Konkret beläuft sich der Anteil der ausbildenden Betriebe in der Deutschschweiz auf gut 30 Prozent, wohingegen er in der lateinischen Schweiz etwa vier Prozentpunkte tiefer ist. Diese Differenz besteht auch zwischen Firmen, die sich ansonsten kaum unterscheiden, und innerhalb von bilingualen Kantonen, die dieselben institutionellen Rahmenbedingungen kennen. Im Folgenden wird untersucht, inwiefern abweichende Einstellungen und soziale Normen zur Aufgabenverteilung zwischen dem Staat und privaten Akteuren die divergierende Ausbildungsbeteiligung der Betriebe an der Sprachgrenze erklären können.

Ergebnisse:

Abstimmungsresultate zeigen, dass Personen in der lateinischen Schweiz die Bereitstellung von Gütern wie Bildung, Krankenversicherung, Mutterschaftsversicherung und Postdienste eher als Staatsaufgabe betrachten, während Personen in der deutschen Schweiz das Engagement von Privaten für die Bereitstellung dieser Güter betonen. Diese unterschiedlichen Einstellungen bieten eine potentielle Erklärung, wieso das (private) Engagement für die betriebliche Grundbildung in der Schweiz je Sprachregionen unterschiedlich weit verbreitet ist.

Das letzte Kapitel verlässt den Lehrstellenmarkt und widmet sich dem regulären Arbeitsmarkt; es fragt: Wie hat sich der technologische Wandel der letzten Jahre auf dem Schweizer Arbeitsmarkt ausgewirkt? Und: Wie hat sich dieser Wandel auf horizontale «Mismatches» der Arbeitsnehmenden ausgewirkt? Als «Mismatch» definiert ist  eine Situation, in der sich der erlernte Beruf einer Person vom tatsächlich ausgeübten Beruf unterscheidet.

Ergebnisse:

Insgesamt bestätigt erstens der Befund aus diversen internationalen Studien klar, dass es auch in der Schweiz über die letzten gut 15 Jahren zu einer Verschiebung von eher manuellen hin zu mehr analytischen und interaktiven Tätigkeiten gekommen ist. Zweitens treten «Mismatch-Situationen» relativ häufig auf, sind aber meist nicht mit tieferen Löhnen verbunden. Problematisch können «Mismatch-Situationen» allerdings für Personen sein, deren erlernte Berufe hauptsächlich aus manuellen und routinelastigen Tätigkeiten bestehen und die nun vermehrt von neuen Technologien substituiert werden. Für solche Personen zeigen sich Einkommenseinbussen von gut zehn Prozent falls diese Person einen «Mismatch» erleben. 

Betreuende Dissertation:

Methode

Standardansätze der Ökonometrie (Instrumentenvariablen-Ansatz, Regressionsdiskontinuitätsdesign, Fixed-Effect Modelle).

Publikationen