Automobil-Fachmann/-frau EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 3708 Lernende in der dreijährigen Ausbildung zum/zur Automobil-Fachmann/-frau EFZ nach der Bildungsverordnung vom 20. Dezember 2006. Die neuste Bildungsverordnung trat auf den 1. Januar 2018 in Kraft und betraf die vorliegende Studie deshalb noch nicht.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
KOM EHB

Unter den Lernenden befanden sich 4 Prozent Frauen sowie 2,6 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 6,6 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 127 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 188 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 2,5 Prozent.

Übersicht über Kosten und Nutzen

Die Tabelle 1 zeigt zunächst, dass sich in der Ausbildung zum/r Automobilfachmann/-frau die Bruttokosten der Ausbildung und die produktiven Leistungen der Lernenden in etwa entsprechen, und zwar sowohl in den einzelnen Lehrjahren als auch im Total über die gesamte Lehrdauer. In allen drei Lehrjahren resultiert ein positiver Nettonutzen zwischen 610 und 3210 Franken, über die gesamte Lehrdauer ergibt sich ein positiver Nettonutzen von 5890 Franken.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr123Total
Bruttokosten22 80024 44026 16073 400
+/-2 6101 9501 5604 080
Prod. Leistungen 23 41027 65028 24079 300
+/-3 0202 4603 8207 050
Nettonutzen6103 2102 0705 890
+/-3 9503 5503 8208 340

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2009 haben sich die Bruttokosten weniger stark erhöht als die produktiven Leistungen. Dies führt dazu, dass sich der Nettonutzen gegenüber der letzten Erhebung erhöht hat, von -7660 Franken im Jahr 2009 auf 5890 Franken im Jahr 2016. Absolut betrachtet erscheint die Veränderung erheblich, allerdings muss auch beachtet werden, dass beide Schätzungen eine relativ grosse statistische Unsicherheit aufweisen (vgl. letzte Spalte in der Tabelle 1). Darüber hinaus wies bereits die Erhebung für das Jahr 2004 einen positiven Nettonutzen von 1320 Franken für diesen Beruf aus.

Die Bruttokosten im Detail

Im ersten Lehrjahr fallen Bruttokosten im Umfang von 22 800 Franken an, diese steigen auf 24 440 im zweiten und weiter auf 26 160 Franken im dritten Lehrjahr. Über die gesamte Lehrdauer kommen so durchschnittlich 73 400 Franken an Bruttokosten für eine Ausbildung im Beruf Automobil-Fachmann/-frau zusammen.

Die Abbildung 1 zeigt, dass die Erhöhung der Bruttokosten über die Lehrjahre im Wesentlichen auf einen Anstieg der Lehrlingslohnkosten zurückzuführen ist. Die Personalkosten für die Ausbildung über die Lehrzeit gehen zurück (von 11 910 Franken im ersten auf rund 8130 Franken im dritten Lehrjahr), und die anderen Kostenbestandteile verändern sich über die Lehrjahre nicht stark. Allerdings steigen sowohl die Material- und Anlagekosten als auch die sonstigen Kosten über die Lehrdauer leicht an. Der deutliche Rückgang der Personalkosten lässt sich auf einen markanten Rückgang der Ausbildungsstunden von rund 6 auf 4 Stunden pro Woche zurückführen.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Die Lehrlingslohnkosten steigen demgegenüber von etwa 8100 Franken im ersten Lehrjahr auf etwas über 14 000 Franken im dritten Lehrjahr an. Dies zeigt sich auch in der Verteilung der monatlichen Lehrlingslöhne (vgl. Tabelle 2). Der Medianlohn steigt von 600 im ersten auf 950 Franken im dritten Lehrjahr; die beobachtete Streuung der Löhne innerhalb eines bestimmten Lehrjahrs ist dagegen relativ gering. Das heisst, dass die Entwicklung der Lehrlingslöhne in den verschiedenen Betrieben relativ ähnlich ist.

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 123
25. Perzentil500700900
Median 600750950
75. Perzentil6008001100

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Die produktiven Leistungen der Lernenden im ersten Lehrjahr entsprechen einem Geldwert von 23 410 Franken. Dieser steigt im zweiten Lehrjahr auf 27 650 Franken und weiter auf etwas über 28 240 Franken im dritten Lehrjahr. Über die drei Lehrjahre hinweg summieren sich die produktiven Leistungen auf etwas über 79 000 Franken pro Ausbildung.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Die Abbildung 2 zeigt, dass dem Anstieg in den produktiven Leistungen eine Verschiebung weg von unproduktiven und ungelernten Tätigkeiten hin zu Fachkraft-Tätigkeiten zugrunde liegt. Der Anteil an unproduktiven Zeiten geht von 32,4 Prozent im ersten Lehrjahr auf 19,3 Prozent im dritten Lehrjahr zurück. Der Zeitanteil an Fachkraft-Tätigkeiten steigt gleichzeitig von rund 20 Prozent im ersten Lehrjahr auf etwa 36 Prozent im dritten Lehrjahr an. Gleichzeitig steigt der Leistungsgrad der Lernenden im Ausüben von Fachkraft-Tätigkeiten von 28 auf 63 Prozent. Die Zeit, welche die Lernenden im Betrieb verbringen, steigt zwar über die Lehrdauer ebenfalls leicht an, fällt aber deutlich weniger ins Gewicht als die Verschiebung in den Zeitanteilen der verschiedenen Tätigkeiten und der Anstieg im Leistungsgrad der Lernenden.

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Zunächst wurden die Kosten für die Rekrutierung einer im Beruf Automobil-Fachmann/-frau ausgebildeten Person über den externen Arbeitsmarkt erhoben. Diese betragen im Schnitt 17 710 Franken pro Rekrutierung, einschliesslich der Kosten für das Auswahlverfahren und die Einarbeitung. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – anstelle einer Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – können die Betriebe im Schnitt rund 6630 Franken an solchen Rekrutierungskosten einsparen.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri