Forschung schärft unseren Blick auf die Berufsbildung

1. Dezember 2022 – Wir erhalten für unser Schweizer Berufsbildungssystem viel Anerkennung. Das ist schön, und wir dürfen stolz darauf sein. Trotzdem ist es zentral, dass wir uns nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, sondern unsere Berufsbildung immer wieder selbstkritisch betrachten, um zu erkennen, wo Anpassungsbedarf besteht. Der neue Trendbericht von EHB-Forschenden leistet einen Beitrag dazu.

Dr. Barbara Fontanellaz
Dr. Barbara Fontanellaz, Direktorin EHB
EHB/Ben Zurbriggen

Wo steht unser Berufsbildungssystem im internationalen Vergleich? Und welche Herausforderungen, aber auch welche Potenziale sind damit verbunden? Forschende unseres Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB haben sich in den letzten Monaten intensiv mit dieser Frage beschäftigt. Jetzt ist ihr neuer Trendbericht zu Spannungsfeldern in der Berufsbildung erschienen.

Es freut auch mich, dass unser Berufsbildungssystem weltweit viel Zuspruch erhält. Dass unsere EHB-Equipe der Internationalen Beziehungen von Kuba über Kenia bis Uzbekistan, Rumänien und Singapur unterwegs ist, um Projekte zu unterstützen, die in diesen Ländern die Berufsbildung stärken. Projekte, die Menschen eine Perspektive geben – etwas vom Schönsten an der Berufsbildung überhaupt.

Doch dieser starke Vorbildcharakter birgt manchmal die Gefahr, dass wir uns selbst zu wenig aktiv und kritisch damit auseinandersetzen, wo auch unser Berufsbildungssystem Schwächen und Anpassungsbedarf hat. Wo es nötig ist, neu darüber nachzudenken, wie sich die Bedürfnisse der Bildungs- und Arbeitswelt am besten miteinander verbinden lassen. Ja: Wie wir unsere Berufsbildung weiterentwickeln müssen, damit sie den aktuellen und künftigen Anforderungen entsprechen kann.

Mit der verbundpartnerschaftlich getragenen Initiative Berufsbildung 2030 besteht ein Gefäss, um uns diesen Fragen zu stellen. Nutzen wir es und bringen in den zahlreichen Projekten unser Know-how ein. Wagen wir den kritischen Blick. Er hilft uns dabei, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen, um auch künftig auf eine tragfähige Berufsbildung zählen zu können. Erkenntnisse aus der Forschung sind dafür oft eine unabdingbare Basis.

Wie viel Berufs- und wie viel Allgemeinbildung braucht es in der Schweizer Berufsbildung? Wie viel schulische und wie viel praktische Bildung? Und welches Verhältnis ist für die Lehrbetriebe verkraftbar? Das sind einige der zentralen Fragen, die unsere Forschenden im neuen Trendbericht erörtern – und auf die sich übrigens auch innerhalb der Schweiz schon heute unterschiedliche Antworten finden.

Ich freue mich auf spannende Diskussionen mit Ihnen dazu.

Dr. Barbara Fontanellaz
Direktorin EHB