Projekt

Elektronische Informations- und Kommunikationssysteme in der Pflege: Folgen und Perspektiven für die Aus- und Weiterbildung

Die rasche Verbreitung von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien macht auch vor der Pflege nicht halt. Ziel dieses Projekts ist es, zu untersuchen, wie sich diese Technologien auf den Alltag von Pflegenden auswirken. Die Resultate sollen helfen, die Aus- und Weiterbildungsangebote in den Pflegeberufen in Bezug auf den Umgang mit den neuen Technologien aktuell zu halten und weiter zu entwickeln.

une infirmière explique quelque chose à une senior via un dispositif numérique
Fotolia

Die Verbreitung und Weiterentwicklung computergestützter Hilfsmittel hat nicht nur Einfluss auf die Gesellschaft als Ganzes, sondern auch auf den Arbeitsalltag des Pflegepersonals. Gerade in der Pflege sind vielfältige Technologien, unter anderem für die Patientendokumentation und -kommunikation, im Einsatz. Elektronische Hilfsmittel und vernetzte EDV-Systeme werden ständig weiterentwickelt und sind auf allen Ebenen der sozialen Interaktion gegenwärtig und aus den verschiedenen Bereichen der Pflege nicht mehr wegzudenken. Mit elektronischen Hilfsmitteln lassen sich Informationen ins Patientendossier eintragen oder daraus abrufen. Sie erleichtern die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen, dienen dem Speichern von Bildern und der Suche nach spezifischen Informationen. Schliesslich enthalten sie auch Anwendungen, die den Pflegeprozess erleichtern, wie beispielswiese bei der Pflegeanamnese. Kurz gesagt: Sie werden bei der Organisation der Pflege, der Nachbereitung und Analyse von Arbeitssituationen und der strukturierten Erfassung von Gesundheitsdienstleistungen eingesetzt.

Als Vorteile des Einsatzes von digitalen Technologien im Gesundheitswesen werden häufig die Verbesserung der Qualität der pflegerischen Leistungen und eine stärker patientenorientierte Gesundheitsversorgung genannt. Gleichzeitig zeigen Studien, die den Einfluss der Digitalisierung auf die Pflege untersuchen, auch Risiken der digitalen Hilfsmittel auf, wie beispielsweise einen höheren Zeitaufwand für deren Anwendung. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, den Einfluss digitaler Hilfsmittel auf die Pflegepraxis genauer zu untersuchen. Das Pflegepersonal macht den grössten Anteil der Akteure im Gesundheitswesen aus. Umso wichtiger ist es, dass Inhalte und Methoden der Aus- und Weiterbildung im Pflegebereich aktuell gehalten werden.  Dadurch kann dem Wandel der Pflegearbeit, den die ständige Weiterentwicklung der Digitalisierung mit sich bringt begegnet werden..

Informationen, die mit Studien im Pflegebereich gewonnen werden, könnten auch für andere Bereiche nützlich sein. Die Untersuchung könnte somit auch zu den allgemeinen Überlegungen rund um die sozialen und kulturellen Veränderungen beitragen, die durch die Digitalisierung in der Arbeitswelt und im Bildungswesen hervorgerufenen werden.

Die Vorstudie «Pflegepraxis und elektronische Systeme» begann im Jahr 2017. Sie befasst sich hauptsächlich mit den beiden folgenden Fragestellungen:

A. Wie wirken sich elektronische Informations- und Kommunikationsinstrumente auf den Arbeitsalltag von Pflegenden aus?
Ziele:

  • Verstehen, wie die Verbreitung digitaler Hilfsmittel auf den verschiedenen Ebenen der Pflege abläuft und wie sich diese Instrumente auf das Berufsbild der Pflegenden auswirken.

  • Untersuchen, wie die digitalen Instrumente in den Pflegealltag integriert werden, und feststellen, welche Ressourcen diese Integration erleichtern und welche Hindernisse sie erschweren.

  • Untersuchen, wie Fachpersonen aus der Pflege zur Verbreitung digitaler Hilfsmittel im Pflegebereich stehen und wie sich diese Instrumente ihrer Meinung nach auf ihren Arbeitsalltag auswirken.

B. Welche Problemstellungen und Entwicklungsansätze ergeben sich für andere Forschungsprojekte oder mögliche Massnahmen?
Ziele:

Ein oder mehrere spezifische Forschungsthemen identifizieren und deren Umfang sowie die Forschungsfragen für eine oder mehrere Folgestudien definieren.

Methode

Für die Vorstudie nutzten die Forschenden einen ethnographischen und einen arbeitssemiologischen Ansatz. Die Untersuchung fand in zwei medizinischen Einrichtungen im Kanton Tessin statt: Im Kantonsspital (EOC) und im Spitex-Dienst für den Bezirk Lugano (SCuDo). 12 Tage lang beobachteten die Forschenden die Arbeit in vier Pflegediensten mittels Jobshadowing. Zudem wurden halbstrukturierte Interviews mit 20 Personen (Pflegefachpersonen, Studierende der Pflege, Informatiker/innen) durchgeführt. Die Studienergebnisse werden gegenwärtig aufbereitet.

Transfer in die Praxis