Die Expansion der Sekundarstufe II in den Kantonen der Schweiz 1960 bis 1980

Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung SNF finanziert ein neues Forschungsprojekt von Lorenzo Bonoli (EHB) und Philipp Eigenmann (PH TG), das den Einfluss der Debatten um die Demokratisierung der Bildung auf die Entwicklung des Schweizer Bildungssystems von den 1960er bis 1980er Jahren untersucht.

Karl Schütz, 1973, Schulanlage Bungertwies, Baugeschichtliches Archiv, baz.e-pics.ethz.ch
Karl Schütz, 1973, Schulanlage Bungertwies, Baugeschichtliches Archiv, baz.e-pics.ethz.ch

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte das Schweizer Bildungssystem einen starken Ausbau, insbesondere bei den Bildungsgängen der Sekundarstufe II. Diese «Bildungsexpansion» fand in einer Zeit statt, in der die Wirtschaft nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs boomte und das Schweizer Bildungssystem dringend auf die Herausforderungen einer steigenden Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften und immer höheren Qualifikationsanforderungen reagieren musste. Neben diesen wirtschaftlichen Herausforderungen war das Schweizer Bildungssystem im selben Zeitraum auch mit sozialpolitischen Forderungen konfrontiert: Ab den 1960er-Jahren wurden Themen wie Gerechtigkeit, Chancengleichheit oder Demokratisierung der Bildung in die öffentlichen Debatten eingebracht. In den kantonalen Bildungspolitiken führten diese Forderungen allerdings zu einer unterschiedlichen Ausgestaltung der Sekundarstufe II, insbesondere hinsichtlich des Verhältnisses von Gymnasial- und Berufsbildung.

Die Bildungsexpansion wurde in der bisherigen Forschung bereits in groben Zügen beschrieben, allerdings fehlt es an eingehenden Studien zu den Auswirkungen der sozialpolitischen Debatten um Bildung. Ziel des Projekts von Lorenzo Bonoli (EHB) und Philipp Eigenmann(PHTG) ist es daher, den Zusammenhang zwischen sozialen Argumenten und der Bildungspolitik beim Ausbau der Sekundarstufe II in der Schweiz in den 1960er- und 1970er-Jahren zu analysieren und dabei kantonale Unterschiede herauszuarbeiten.