Kein Anschluss ohne Abschluss? Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und beruflicher Grundbildung

Der Übergang von der Allgemeinbildung zum berufsbildenden Weg ist mit Hürden verbunden. Vor welchen konkreten Herausforderungen stehen Personen, die das Gymnasium besucht und es vorzeitig verlassen oder erfolgreich abgeschlossen haben, beim Eintritt in eine berufliche Erstausbildung? Ein neuer «Trend im Fokus»-Bericht liefert aktuelle Erkenntnisse zu (un)erwünschten Umorientierungen.

Angesichts der hohen Relevanz wurde die Thematik jüngst mittels Postulat im Nationalrat aufgegriffen. Aus diesem Grund stellten Forschende des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB aktuelle Erkenntnisse zur Durchlässigkeit an einer Sitzung der Parlamentarischen Gruppe Berufsbildung vor.

Aktuelle Erkenntnisse zu Umorientierungen 

Das Thema der Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und beruflicher Grundbildung hat das Schweizerischen Observatorium für die Berufsbildung OBS EHB erneut aufgegriffen, nachdem es bereits im 2019 als bildungspolitische Herausforderung erkannt wurde. Der neuste «Trend im Fokus»-Bericht «Kein Anschluss ohne Abschluss? Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und beruflicher Grundbildung» diskutiert die Vor- und Nachteile erhöhter Durchlässigkeit und liefert folgende Erkenntnisse: 

  • Im Schweizer Durchschnitt wechseln rund 8% der Personen, die ins Gymnasium eintreten, vor Abschluss in einen anderen Bildungsgang. Knapp 5% wechseln vom Gymnasium in die Berufsbildung.
  • Tendenziell verzeichnen Kantone mit hoher Maturitätsquoten auch mehr Umorientierungen in die berufliche Grundbildung. 
  • Personen mit gymnasialem Maturitätsabschluss treten vergleichsweise selten in die berufliche Grundbildung ein (< 1%).  
  • Die horizontale Durchlässigkeit im Sinne einer Anrechnung von Bildungsleistungen ist für Umorientierungen aus dem Gymnasium (ohne Abschluss) gegenwärtig eingeschränkt. Es sollte geprüft werden, wo und wie eine standardisierte Anrechnung von gymnasialen Bildungsleistungen an eine berufliche Grundbildung sinnvoll ist.