Projekt

Qualität der beruflichen Grundbildung: Analyse an zwei Lernorten und Entwicklung von wissenschaftlich fundierten Instrumenten

Die Ausbildungsqualität wird in den Debatten zur Schweizer Berufsbildung immer höher gewichtet. So ist die Qualität der Bildung denn auch seit über zehn Jahren gesetzlich verankert, insbesondere im Berufsbildungsgesetz.

Eisenbahngleise, schwarz/weiss Foto
EHB/Jérôme Voumard

Die Leistungsfähigkeit der beruflichen Grundbildung ist national wie international unbestritten, allerdings basiert diese Feststellung auf wirtschaftlichen Indikatoren wie etwa der tiefen  Jugendarbeitslosenquote. Um die Qualität des von einer Mehrheit der Schweizer Jugendlichen und jungen Erwachsenen gewählten Bildungsgangs weiterentwickeln zu können, muss aber auch bekannt sein, wie die Akteure der Berufsbildung (Lernende, Berufsfachschullehrpersonen, Berufsbildner/innen) Ausbildungsqualität definieren und wie sie die Qualität der beruflichen Grundbildung einschätzen. In diesem Sinn könnte die Steigerung der Ausbildungsqualität die Entwicklung von Kompetenzen begünstigen, das Engagement der Lernenden für ihre Ausbildung erhöhen und das Risiko eines vorzeitigen Ausbildungsabbruchs senken.

Das Ziel der  Studie bestand darin, die Qualität der beruflichen Grundbildung aus Sicht der verschiedenen Akteure – Lernende, Berufsfachschullehrpersonen sowie Berufsbildnerinnen und Berufsbildner – zu untersuchen. Weiter ging es im Projekt darum zu verstehen, welche Qualitätsmerkmale sich positiv oder negativ auf das Engagement der Lernenden und ihre Kompetenzentwicklung an den zwei Haupt-Lernorten Betrieb und Berufsfachschule auswirken. Ferner sollte zusammen mit Lehrpersonen sowie Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern ein anwendungsorientiertes Instrument für die formative Evaluation erarbeitet werden, das Lehrpersonen sowie Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern hilft, die Wahrnehmung der Lernenden in Bezug auf ihre Ausbildung zu erfassen, so dass sie nötigenfalls ihre Lehr- und Unterrichtsmethoden anpassen können.

Im Rahmen des Projekts wurden vier Berufsfelder mit besonders hoher Lehrvertragsauflösungsquote untersucht. Es waren dies a) Friseurgewerbe und Schönheitspflege, b) Kaufmann/-frau, c) Baugewerbe und d) Detailhandel. Die Untersuchung dieser Ausbildungsfelder sollte einen umfassenden und kritischen Blick auf die Qualität der beruflichen Grundbildung ermöglichen. Die Resultate zeigen, dass einige Qualitätsaspekte allen vier Berufsfeldern gemein sind, es aber auch berufsspezifische Besonderheiten gibt.

Schliesslich hat die Studie neue Erkenntnisse zur Qualität der beruflichen Grundbildung geliefert, sowie ein praxisorientiertes Instrument für Lehrpersonen sowie Berufsbildnerinnen und Berufsbildner geschaffen.

Methode

Das Projekt umfasste mehrere Untersuchungen und kombinierte verschiedene Methoden zur Erhebung und zur Analyse von (qualitativen und quantitativen) Daten. Die Untersuchung in den vier Berufsfeldern war in drei Phasen gegliedert:

  1. In der ersten Phase wurde in Fokusgruppen ermittelt, welche Merkmale aus Sicht von Lernenden, Lehrpersonen sowie Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern eine qualitativ hochstehende Ausbildung ausmachen.
  2. Auf der Basis der Resultate aus der ersten Phase wurde ein Instrument (Fragebogen) erarbeitet und wissenschaftlich validiert. Mit diesem Fragebogen wurden die Lernenden zur Qualität ihrer Ausbildung in der Berufsfachschule und im Lehrbetrieb befragt. Ausserdem wurde mithilfe einer Befragung von etwa 100 Klassen der Zusammenhang zwischen der Qualitätswahrnehmung, dem Engagement der Lernenden und der Kompetenzentwicklung untersucht.
  3. In Zusammenarbeit mit den künftigen Anwenderinnen und Anwendern wurde das entwickelte Instrument so weiterentwickelt, dass es letztlich von Lehrpersonen sowie Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern für die formative Evaluation der Ausbildungsqualität genutzt werden konnte.
Ergebnisse

Aus den in den verschiedenen Projektphasen gewonnenen Erkenntnisse liessen sich 13 Dimensionen ableiten, die die Wahrnehmung der Qualität der dualen beruflichen Grundbildung charakterisieren. Einige Dimensionen beziehen sich auf die Verknüpfungen zwischen den Lernorten, andere dagegen spezifisch auf die Berufsfachschule einerseits und den Ausbildungsbetrieb andererseits. Aufgrund dieser Merkmale zur Qualitätswahrnehmung wurde mit dem IQAD (Inventaire de la Qualité de l'Apprentissage Dual - Qualitätsinventar der dualen Grundbildung) ein wissenschaftlich fundiertes Instrument für die formative Evaluation geschaffen. Es ermöglicht sowohl betreuenden Personen (Lehrpersonen und Berufsbildner/innen) als auch Lernenden, Stärken und Schwächen der Ausbildung zu identifizieren. Der Zweck des Tools besteht in diesem Sinn darin, die betreuenden Personen über die Ausbildung zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Lehr- und Unterrichtsmethoden anzupassen und zugleich mit den Lernenden in einen Dialog rund um ihre Ausbildungserfahrungen zu treten. 

Auf dieser Website sind alle Informationen zum Inventar zur dualen Ausbildungsqualität (IDAQ) zu finden.